Der Emblematik auf der Spur

Emblem1„Es gibt kein Ding unter der Sonne, das nicht den Stoff für das Emblem abgeben könnte“ sagte einmal der Jurist, Humanist und Verfasser des ersten Emblembuches Andreas Alciatus (1492-1550). Dem Gelehrten haben wir zu verdanken, dass es die europaweit dreieinheitliche Form des Emblems gibt.
Ein Emblem ist ein Denkbild. Es besteht aus einer sinngebenden Überschrift (Inscriptio), einem rätselhaften Bild, auch Pictura genannt, und einem den Bildinhalt deutenden kurzen Text (Subscriptio). Außerdem ist es meistens in lateinischer Sprache verfasst.

Inspiriert durch Alciatus´ Aussage wollte ich selbst überprüfen, und mit eigenen Augen sehen, wie groß die Welt der Emblemmotive ist. Zusammen mit 15 anderen Exkursionsteilnehmern machte ich mich am 24. Juli mit dem Bus auf den Weg nach München. Dabei ähnelte der Bus eher einem Lesesaal, denn die meisten waren mit der Vorbereitung ihrer Referate beschäftigt.
Ich freute mich, vier Uni-freie Tage der Deutung von Emblemen zu widmen. Außerdem war ich gespannt auf die Referate, z.B. auf die Präsentation eines der seltenen Emblembücher aus dem Fundus der Münchener Staatsbibliohek oder auch auf die Führung durch die Kirchen, in denen wir die Embleme selbst betrachten würden. Geplant war der Besuch der barocken Kirchen in München und Umgebung. Auch die Bayerische Staatsbibliothek stand auf dem Plan.

Zunächst haben wir uns die Kirche Maria de Victoria in Ingolstadt angesehen. Sie wurde 1732 innerhalb von zwei Monaten als Versammlungsraum der Universität erbaut; als sei man dem biblischen Spruch „Die Weisheit hat sich ein Haus erbaut“ gefolgt. Beeindruckt hat mich in der Maria de Victoria vor allem das phänomenale Deckenbild mit der Darstellungen von den vier damals entdeckten Kontineten: Europa, Asien, Afrika, Amerika .BILD 4 Emblem-Beispiel-Muschel
Anschließend besuchten wir die Kirche Bernried am Starnberger See. Hier waren die Fahnen mit Darstellungen aus dem Marienleben sehr interessant. Mit ihren prächtigen Bildern und den zugehörigen Versen sind die Fahnen anschauliche Beispiele für die typische barocke Verbindung von Wort und Bild. Auch das ehemalige Benediktinerkloster in Wessobrunn ist reich an Emblemen; die 45 Deckenbilder stellen ein ausführliches Emblemprogramm dar, das als Anspielung auf Marias unbefleckte Empfängnis verstanden werden kann. Insgesamt ist das am häufigsten anzutreffende Symbol für die Reinheit Marias die Muschel.

Viele Grüße
Irina