Weihnachten in … Teil I: die Niederlande
Mirjam wurde in Nijkerk in den Niederlanden geboren. Seit zwei Jahren lebt sie in Deutschland und liebt die deutschen Weihnachtsmärkte, weil es die in den Niederlanden so nicht gibt und die deutschen Bräuche. Welche Unterschiede es zwischen Weihnachten in den Niederlanden und in Deutschland gibt und was es mit Sinterklaas auf sich hat, hat sie mir in einem Gespräch erzählt.
Hallo Mirjam, du hast ja schon oft in den Niederlanden die Weihnachtszeit verbracht, wie feiert man dort Weihnachten?
Wir haben, ähnlich wie in Deutschland, den 24. Dezember als Heiligabend und darauffolgend den ersten und zweiten Weihnachtstag. Es gibt auch Weihnachtsbäume, aber der Advent ist weniger bedeutend. Es wird an jedem Sonntag im Advent eine Kerze in der Kirche angezündet, aber Adventskalender sind in den Niederlanden wenig populär.
Am 24. Dezember wird Weihnachten als Familienfest gefeiert; die Familie kommt zu einem gemeinsamen Essen zusammen. In manchen Familien beschenkt man sich auch. Ich selber habe das so aber noch nicht erlebt, ich feier „Sinterklaas“.
Was muss man sich darunter vorstellen?
Sinterklaas ist eine sehr alte Geschichte, die in ganz Europa verbreitet ist. Ursprünglich gab es einen Bischof, der den Armen Geld hab, das ist schon einige hundert Jahre her. Diese Geschichte wurde dann in einem Buch veröffentlicht und so ist Sinterklaas berühmt geworden.
Wie wird Sinterklaas gefeiert?
Am ersten Samstag nach St. Martin kommt Sinterklaas mit seinem Boot aus Spanien in die Niederlande und bringt Essen und Geschenke für die Kinder mit. Zwei bis dreimal dürfen die Kinder dann abends ihre Schuhe vor den Kamin stellen. Traditionell steckt man eine Karotte für das Pferd von Sinterklaas und Zeichnungen in die Schuhe. Nachts kommt dann Sinterklaas über das Dach und der zwarte Piet (schwarzer Piet) rutscht durch den Kamin und befüllt die Schuhe der Kinder mit kleinen Geschenken.
Am 5. Dezember feiern wir dann ein großes Fest. Mehrere Jutesäcke mit Geschenken gefüllt, bringt Sinterklaas (meistens ist es der Nachbar oder ein Schauspieler). Die Kinder müssen die schweren Säcke selber hineintragen und setzen sich in einen Kreis. Dann wird je ein Geschenk aus den Säcken genommen und ausgepackt. Eigentlich geht es der Reihe nach, aber viele Kinder können das nicht abwarten und machen sich gemeinsam über die Geschenke her.
Dazu isst man Pepernoten (kleine Kekse, die wie Spekulatius schmecken) und trinkt heiße Schokolade.
Und was ist mit den Erwachsenen?
Erwachsene machen „Suprise“ (besonders verpackte Geschenke). Drei bis vier Wochen vor dem Pakjesavond (Geschenkeabend) werden die Namen ausgelost und jeder kauft für die Person, die er gezogen hat ein Geschenk. Meist einigt man sich vorher auf einen Geldbetrag, der ausgegeben werden kann. Wichtig ist, dass man das Geschenk als Suprise verpackt, das heißt möglichst passend zu der Person, die beschenkt wird. Die Verpackung ist dann oft ein echtes Kunstwerk! Außerdem schreibt man ein Gedicht dazu. Wie bei den Kindern wird dann nacheinander jeder mit Suprise und Gedicht beschenkt.
Es gibt auch die Variante, zwei kleinere Geschenke zu kaufen, die dann in einem Würfelspiel zu ihrem Besitzer finden. Dafür gibt es dann besondere und individuelle Regeln: würfelt man eine 2, darf man sich ein Geschenk nehmen, bei einer 3 es auspacken, bei einer 5 muss man es linksherum weitergeben.
Da die Niederländer in vielen Vereinen aktiv sind, feiern sie meistens mehrfach Sinterklaas – es ist also nicht ungewöhnlich vier, fünf mal beschenkt zu werden.
Gibt es sonst noch etwas Besonderes in den Tagen vor oder nach Sinterklaas?
Ja, es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass vor Sinterklaas, also dem 5. Dezember, keine Weihnachtsmusik im Radio läuft und nicht weihnachtlich dekoriert wird.
Vielen Dank!