Weihnachten in … der Türkei (Teil V)

220px-Istanbul.Sultanahmet.BlueMosque.Ramazan.02
Die Sultan-Ahmed-Moschee in İstanbul mit der traditionellen Ramadan-Beleuchtung. Quelle: Wikipedia/Ramadan von Cem Topçu

Mit dem letzten Teil unserer Themenreihe bleiben wir in einem warmen Land. Wir schauen im Orient vorbei, und zwar in der Türkei. Dazu haben wir Gamze zu einem Gespräch über die Traditionen in der türkischen Kultur gebeten. Gamze ist 26 Jahre jung und in Deutschland geboren. Somit ist sie mit der deutschen Kultur vertraut, aufgrund ihrer familiären Herkunft ist sie aber auch verstärkt mit der türkisch-muslimischen Kultur aufgewachsen.

Liebe Gamze, in der Türkei wird ja kein christliches Weihnachtsfest gefeiert, gibt es bei euch ein vergleichbares Fest?
Ein vergleichbares Fest gibt es nicht, da wir nicht christlich sind. Wir feiern aber „Ramazan Bayrami“, das Zuckerfest, das bei uns einen ähnlichen Stellenwert hat. Es wird nach Ramadan, dem Fastenmonat, drei Tage lang gefeiert und ist das Fest des Fastenbrechens. Darauf folgt „Kurban Bayram“, das Opferfest.

Wann finden die Feste statt?
Der Zeitpunkt des Zuckerfestes und des vorausgehenden Fastenmonats steht nicht fest, er verschiebt sich dem Mondkalender nach jedes Jahr um 11 Tage. Im diesem Jahr war es schon im Sommer, während es in den letzten Jahren noch in winterlicher Zeit stattfand. Die Jahreszeit wirkt sich dann auch auf das Fasten aus. Ich erinnere mich zum Beispiel noch daran, dass die Fastentage ruck-zuck vorbeigingen, als ich noch in der Schule war. Im Sommer, wenn die Tage länger sind, dauern natürlich auch die Fastentage länger. Cirka 70 Tage nach dem Zuckerfest wird dann das Opferfest gefeiert.

Und welche Bräuche oder Traditionen machen die Feste aus?
Man sagt, zum Opferfest sollte jeder ein Tier schlachten und es unter den Armen und Hungernden verteilen, um Gott zu danken.
Zum Zuckerfest gibt es zum Beispiel den Brauch, dass die Kinder von Tür zu Tür gehen und kleinere Geschenke bekommen, Süßigkeiten oder ähnliches. Und das Fasten ist natürlich wichtig, wobei es freiwillig ist. Kranke, Schwangere und Kinder zum Beispiel, sollten nicht fasten. Den Älteren gratuliert man zum Fest mit einem Kuss auf die Hand, die man dann an die eigene Stirn führt – das gilt aber nur Personen, die älter sind als man selbst. Das ist eine Art von Respekt erweisen.
Und man sagt, an Bayram vertragen sich auch die Zerstrittenen, um den Segen zu holen.

Welche Speisen sind typisch für das Fest?
Zum Opferfest wird das Fleisch des Opfertiers gegessen. Ansonsten Reis, Salate, gefüllte Teigrollen und Blätterteig – endlos viele verschiedene Sachen. Zum Nachtisch gibt es aber immer Baklava, ein sehr süßes Gebäck. Und viele selbstgemachte Kekse und Kuchen

Wie sieht ein typischer Ramazan Bayrami-Tag aus?
Morgens steht man früh auf und kleidet sich festlich. Die Männer gehen in die Moschee zum Beten, während die Frauen das Frühstück bereiten. Gemeinsam besucht man anschließend Verwandte, Freunde und Nachbarn, um sie zu begrüßen und ein schönes Fest zu wünschen.

Dann ist es ja ein sehr kommunikatives Fest, nicht wie bei uns das Weihnachtsfest, das ja eher familiär gehalten wird.
Ja, richtig.

Wie ist denn die Weihnachtszeit für dich hier in Deutschland?
Es ist tatsächlich nicht typisch, dass man mit den Weihnachtstraditionen stark in Berührung kommt, eben weil es so familiär ist. Einiges darüber habe ich zum Beispiel nur durch Recherche im Internet erfahren oder durch Erzählungen von Freunden. Aber natürlich weiß ich, dass es das Fest gibt und was es bedeutet. Auch wenn ich es nicht auf christlicher Grundlage feiere, so ist es ja trotzdem ein schönes Fest, mit den Lichtern und allem. Adventskränze finde ich zum Beispiel auch besonders schön.

Feiert ihr denn den Jahreswechsel?
Ja, wir feiern den Jahreswechsel am 31. Dezember, so wie man es hier kennt. Mit der Familie und einem großen Essen.

Wie sagt man auf Türkisch „Frohes neues Jahr“?
Man sagt: „Yeni yiliniz kutlu olsun“.

Gamze, içten teşekkürler. Wir wünschen dir und deiner Familie eine schöne Winterzeit und einen zauberhaften Rutsch ins neue Jahr.