Additionen der Gegenwart

 

Additionen1„Additionen der Gegenwart – diese Ausstellung müssen wir uns ansehen“, erklärte mir vor kurzem ein guter Freund. Na klar, ich bin dabei. Was mich erwartete, wusste ich nicht, nur dass es sicher eine interessante Ausstellung sein würde, wenn er sie vorschlug – und das war sie.

Die „Additionen der Gegenwart“ sind eine Sammlung des Bochumer Unternehmers Frank Hense, die heute aus mehr als 350 verschiedenen Kunstwerken besteht. Dabei hat sich der Sammler nicht an Künstlernamen, Epochen oder Themen orientiert, sondern an seinem Bauchgefühl. Skulpturen, Bilder, Grafiken, Fotos und auch Videos zählen zu den Werken der Sammlung, die noch bis zum 24. August 2014 im Kunstmuseum Bochum zu sehen ist.

Wonach sucht jemand Kunstwerke für seine Sammlung aus, der seinem „Bauchgefühl“ folgt, war die Ausgangsfrage, mit der wir die Ausstellung betraten. Irgendetwas mussten diese Werke doch gemeinsam haben.

Vielfältig und kritisierend
Empfangen werden wir von einer übermenschlich großen Frauenfigur. Wie eine Wächterin kniet sie am Eingang der Ausstellung und erinnert mit ihrem gewellten Haar ein wenig an eine weibliche Version des Meergottes Poseidon. Während dann die ersten Bilder nur latent auf eine melancholische Stimmung hinweisen, werden wir im Verlauf der Ausstellung zum Teil mit offenbarer, zum Teil mit subtiler Kritik an verschiedenen kulturellen Bereichen konfrontiert. Mit Kritik an Gesellschaft, falscher Erziehung, Religion.

Wir sehen Grafiken, auf denen aufreizende Frauen aus einer bekannten Schokoriegel-Verpackung steigen, als seien sie Süßigkeiten zum Auspacken, Vernaschen und wegschmeißen. Wir sehen, wie sich zahlreiche Kinderskulpturen durch die Ausstellung tummeln. Einige Spielen, andere malen mit Kreide oder Kieselsteinchen Grenzen auf den Boden, die der Besucher überschreiten muss. Oben auf einer offenen Wand hocken Kinderfiguren mit Fahnen in der Hand, sie erinnern an kleine Rebellen und besonders hervorstechend unter diesen Kinder-Skulpturen sind zwei, die sich gegenüberstehen, mit gebügelten Hemden, knielanger Hose und strammer Körperhaltung. Eine Lücke zwischen Oberlippe und Nase verleitet stark dazu, einen der beiden als kindlichen Adolf Hitler zu identifizieren, während der andere Junge die Züge des chinesischen Politikers Mao Zedong trägt.

Schließlich, so waren wir uns einig, gibt erst das Gesamtkonzept Aufschluss über den Sinngehalt der Sammlung und vielleicht kann man das Gemeinsame der Werke mit wenigen Worten als die fehlerhaften Auswüchse unserer Kultur beschreiben. Auf jeden Fall bietet die Ausstellung viel Stoff für Diskussionen und Gespräche – das hat unser anschließendes Gespräch bei einer kurzen Erfrischung im Eiscafé bewiesen, denn aus „kurz“ wurden unbemerkt drei Stunden.

Mein Fazit: „Additionen der Gegenwart“ ist eine Ausstellung, die ich unbedingt empfehlen kann.

 

AdditionenAdditionen der Gegenwart
Sammlung Hense – Bochum
Vom 05. Juli bis 24. August 2014
im
Kunstmuseum Bochum
Kortumstraße 147
44787 Bochum