„Bist du verliebt?“ – Jugendsprache muss nicht derb sein

Jugendsprache_Bild„Bist du verliebt?“, fragt der Junge quer durch die Sitzreihen der Bahn ein Mädchen. Sie dreht sich um. Es beginnt ein Gespräch, an dem sich nun auch die anderen acht Jugendlichen beteiligen. Es macht Spaß ihnen zuzuhören. Von den Erwachsenen auf den umliegenden Sitzen spricht niemand. In dem Gespräch geht es darum, wer in wen verliebt ist, woher wer wessen Mobilnummer hat und warum diese blockiert wurde.
Die Sprache dieser Jugendlichen ist nicht derb, keine Kraftausdrücke, keine Beleidigungen. Zweifelsohne sprechen sie anders als ich mich mit Freunden unterhalte, aber es ist eine schöne Sprache.
Monika Elias vom Verein Deutsche Sprache e.V. erklärt in ihrem „Dossier Jugendsprache“ dieses Phänomen. Jugendsprache ist eine Sondersprache, die von einer bestimmten Gruppe (den Jugendlichen) verwendet wird. Seit Anfang des 16. Jahrhunderts sind solche Sprachformen bereits belegt. Damals wie heute werden sie auch kritisiert. Die charakteristischen Übertreibungen, Auslassungen und Wortneuschöpfungen prägen die Sprache der Jugendlichen heute ebenso wie der Einfluss von Zuwanderersprachen. Dies muss keinesfalls ein Zeichen des Sprachverfalls oder ein Mangel grammatischer und syntaktischer Fähigkeiten sein. Die Sprache der Jugendlichen zeichnet sich durch Produktivität, Kreativität sowie der Suche nach Einzigartigkeit und Zusammengehörigkeit gleichermaßen aus.
Mit der Aufforderung „Lass mal Hauptbahnhof. Yalla, yalla!“ verlässt die Gruppe die Bahn.
Studien zeigen übrigens, dass Jugendliche ihre Sprache der jeweiligen Sprechsituation sehr gut anpassen können.

 

yalla: aus dem Arabischen; bedeutet „komm schon“