New York (Teil I)

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„Für mich ist New York immer der Ort der Verzauberung, der Erregung, der Lebensfreude; ich möchte niemals irgendwo anders leben…“
Woody Allen

Für uns ist es das erste Mal – New York, das erste Mal Amerika, das erste Mal in der neuen Welt. Sieben Tage sind nicht genug, um alles zu entdecken, was es zu entdecken gibt und um alles zu bewundern, was es zu bewundern gibt. Aber, wenn man sich darauf einlässt, reicht es doch, um den besten ersten Eindruck zu kriegen.

Untergebracht sind wir in Brooklyn, leider nicht in Brookly Heights, wo die großen Schriftsteller Walt Whitman, Tennessee Williams und Arthur Miller, Norman Mailer oder Truman Capote wohnten, nein! Wir wohnen in Bedford Stuyvesant, eine Gegend, die noch bis vor fünf Jahren zu den schlimmsten und kriminellsten Ghettos gehörte – Rapper, Rassenunruhen, progromartige Überfälle und Drogengangs standen hier an der Tagesordnung, das soll nun nicht mehr so sein? Wir glauben nicht. Nach einer sehr langen Reise (inklusive Verspätungen aufgrund vieler äußerer Umstände, versteht sich) kommen wir mitten in der Nacht trotz orientierungslosem Taxifahrer und nicht zu erreichendem Vermieter tatsächlich vor dem richtigen Quartier an und fragen uns, wie wir es wohl erklimmen können. Der Gastgeber mit Namen JR geht nach wie vor nicht an sein Telefon, die Türen sind (hoffentlich) alle verschlossen, aber da kommt mir die Idee, vielleicht hat er den Schlüssel … und tatsächlich: Unter einem Stein mit der Aufschrift „Welcome“ finde ich unsere Schlüssel, fein säuberlich beschriftet mit „2nd floor“, damit auch Unbeteiligte sofort wüssten, wo es was zu holen gäbe. Nicht, dass die Nachbarn hier nicht aufmerksam wären! Die nächsten Abende in unserem minder wohligen Quartier werden wir damit verbringen, die Gäste der weiteren Zimmern des schönen Brownstone-Hauses auf ebendieses Schlüsselversteck aufmerksam zu machen, denn irgendwie scheint jeder vom selben Problem geplagt: kein JR!
Eines Tages treffen wir ihn doch und fragen den schnell vorbei huschenden, muskulösen Latino: „Bist Du JR?“ Er ist es und beruhigt uns, wir bräuchten in der Gegend keine Angst zu haben, seine Nachbarschaft sei sehr sicher und ruhig, die Kirche sei ja gleich gegenüber und die Schule die Straße runter, ebenso wie die Polizei. Alles total ungefährlich also, nicht wie vor acht Jahren, als er herkam, das war es noch „rough“. Trotzdem soll ich das Fenster zur Straße lieber nicht zum Lüften öffnen, es könnte sonst sein, dass wir Besucher bekämen… Wir erkunden den Großstadtdschungel dennoch frohen Mutes, fürchten nur noch den Weg zur U-Bahn und die Fahrt mit ihr, ein bisschen ist es schon, wie der große New-York- Schriftsteller Tom Wolfe 1987 in seinem brillanten Roman „Fegefeuer der Eitelkeiten“ beschreibt: Die Subway zu benutzen fühlt sich an wie „freiwillig in ein Verließ hinabzusteigen … Rußiger Beton und schwarze Gitter überall, Käfig hinter Käfig, Stockwerk auf Stockwerk, ein durch schwarzes Gitter erblicktes Delirium in jeder Richtung. Jedes Mal, wenn ein Zug in die Station hinein- oder herausfährt, gibt es ein ohrenbetäubendes, metallisches Kreischen, als würde irgendein riesiges Stahlskelett durch einen Hebel von unvorstellbarer Kraft auseinandergerissen.“

Bildschirmfoto 2015-04-23 um 19.15.06Aber wir erreichen Manhattan, ohne Stadtplan oder zu wissen, an welcher Station wir aussteigen, und landen durch Zufall direkt in Tribeca, dem Schauspieler- und Künstlerviertel, wo auch Robert de Niro sich in einem Hotel verewigt hat. Wir frühstücken amerikanisch mit Panini, Wrap und Coke und erblicken dabei auch schon das neue One World Trade Center, mit 541,30 Metern das höchste Gebäude der USA. Dies ist nur die erste der vielen beeindruckenden Sehenswürdigkeiten Manhattans, die wir in den nächsten Tagen zu Fuß erkunden und bestaunen, ganz nebenbei werden wir auch noch einen Ausflug nach Washington DC machen, aber davon im nächsten Teil mehr!

„Es heißt immer, um die Welt zu sehen, muss man verreisen. Aber wenn du hier bleibst und die Augen offen hältst, siehst du wirklich mehr als genug.“
Paul Auster