Der Nanny – von und mit Matthias Schweighöfer

Filmkritik

Clemens (Matthias Schweighöfer) ist alleinerziehender Vater von zwei Kindern, residiert in einem Schloss und ist ein aufstrebender Geschäftsmann. Rolf (Milan Peschel) hat sich an einen Kühlschrank gekettet in der Hoffnung, sein Wohnhaus vor der Abrissbirne zu retten  – vergeblich. Viel größer als ein angeketteter Anwohner ist für Clemens jedoch das Problem, dass seine Tochter Winnie am liebsten Adams Family spielt und eine Nanny nach der anderen aus dem Haus gruselt. Als Rolf dann voller Tatendrang in das Schloss stürmt, fest entschlossen, Clemens mit seinen Fäusten zu zeigen, was er von seinen Bauplänen hält, geht Clemens davon aus, dass er sich als Nanny bewerben will und stellt ihn kurzerhand ein. Der Kampf um sein Zuhause ist für Rolf allerdings noch längst nicht vorbei, denn auch die Kneipe ums Eck, das zweite Wohnzimmer von ihm und seinen Kumpels ist gefährdet durch die geplanten Baumaßnahmen von Clemens und seinem schmierigen Geschäftspartner August.

Rolf will Clemens also klar machen, dass die Kneipe nicht abgerissen werden darf, dass das urige Wohnviertel dem Luxusviertel nicht weichen darf und weder der superscharfe Tabasco-Frühstückssaft von Winnie, noch die Stolperfallen von Söhnchen Theo können ihn davon abhalten. Nachdem Rolf sich als hilfreicher Familientherapeut erweist, kommen Clemens, Winnie und Theo sich schließlich näher und am Ende wird, wie es sich für eine ordentliche Komödie gehört, alles gut. Allerdings nicht ohne ein paar Hürden, die mit viel Witz und bitteren Sprüchen von den Figuren des Films überwunden oder auch nicht überwunden werden. Die teilweise übertriebene Gestikulation und Sprechweisen lässt erahnen, dass der Film sich selbst nicht ganz so ernst nehmen will. Welche Botschaft der Film vermittelt, wird allerdings auch nicht ganz klar.

Eine unterkühlte, aber äußerst schöne Schlosskulisse einerseits, trostloses aber freundschaftliches Altstadtflair andererseits. Hier herrscht das Geld, da das Herz und wo Clemens sich ein Herz leisten könnte, bleibt einem Rolf nichts anderes übrig. Winnie ist ziemlich gemein und darf es auch sein, der Ferrari rutscht in den Koi-Teich und tausende von Euros gehen den Bach runter … ach, macht doch nichts. Ein äußerst verwöhntes Milieu teilt ordentlich aus und wird durch die Zuneigung des einsteckenden Milieus zum Guten gewendet – ein Beispiel antiautoritärer Erziehung einer kapitalistischen Gesellschaftsschicht? Oder nur ein leichtfertiges ist-doch-alles-super,-wir-müssen-uns-nur-mehr-um-unsere-Kinder-kümmern? Für viele Menschen leider keine Realität und diese Tatsache lässt erahnen, dass der Film von einer Elite für eine Elite spielt.

Das große Plus des Films mag wohl Regisseur und Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer selbst sein, denn man sieht ihn ja so gerne, diese Inkarnation des Schwiegermuttertraums, sogar bei der Filmmusik hat er mitgemischt und das Lied Fliegen (empfehlenswert!) zum Besten gegeben. Auch wenn der Film sich selbst nicht so ernst nehmen will, ein Funken mehr Tiefgang hätte ihm sicher gut getan.