
Ein unvergessliches Osterversteck
Als Kind habe ich mich immer übermäßig auf Ostern gefreut. Grund dafür war selbstverständlich die Ostereier-Suche. Zahlreiche Ostereier und ein Haufen Osterschokolade füllten unsere Osterkörbchen. Diese sollten sich aber nicht zu einfach füllen lassen. Deswegen ließ sich der Osterhase meiner Familie immer besonders schwierige Verstecke einfallen. Aber an einem Osterfest, trieb er es wirklich auf die Spitze.
Wir besaßen keinen Garten, weshalb die Suche immer drinnen stattgefunden hat. Allerdings vereinfachte es das Finden kein bisschen, eher im Gegenteil. Im Haus gibt es unzählige Ecken und Nischen, die als Versteck dienen können. Zwischen Büchern, im Blumentopf. Alles was scheinbar sichtbar ist und dennoch Dinge verschleiert. Wir Kinder glaubten immer alle Verstecke zu kennen, doch da irrten wir uns. Jedes Jahr standen wir vor der erneuten Mission, unsere Schätze ausfindig zu machen.
In einem Jahr stellte sich diese Mission als besonders schwierig heraus. Im Hause meiner Oma erlaubte sich der Osterhase einen Spaß, den wir vorher so noch nicht erlebt hatten. Als das Mittagessen beendet war, brannte es schon in unseren Fingern. Unsere Augen schielten bereits während des Essens auf alle möglichen Verstecke, doch bis dahin konnten wir noch nichts ausfindig machen. Sobald der Tisch abgeräumt war, ging es los.
Zunächst suchten wir hinter den Blumentöpfen und wurden auch gleich schon fündig. Wie konnte man denn ein buntes Ei auf der Blumenerde übersehen? Unmöglich! Dann war im Bücherregal schon das nächste. Ebenso lag Eines auf dem Kaminsims zwischen der farbenfrohen Osterdekoration. So füllten sich unsere Körbchen. Immer mehr bunte Eier kamen hinein. Ein Blaues, ein Rotes und ein Grünes. Von jeder Farbe des Regenbogens ein Ei.
Jedoch fehlte noch der größte Schatz. Der große Schokoladenhase, auf den wir uns jedes Jahr freuten. Wir hatten bereits jede Ecke und jede Nische durchsucht, ihn aber immer noch nicht gefunden. Der Osterhase wird ihn doch wohl nicht vergessen haben?
Da kam uns eine Idee. Wir hatten überall an den Stellen nachgesehen, an denen es offensichtlich war, dass eine Nascherei versteckt wäre. Aber wie sah es mit den Plätzen aus, die so frei sind, dass man vielleicht doch etwas übersieht?
Hinter dem Sofakissen, nichts. Zwischen den Kuscheltieren auf dem Sofa, auch nichts. In der Glasvitrine war auch kein Schokohase. Das konnte doch nicht wahr sein!
Selbst unter dem Tisch stand nichts.
Doch dann sahen wir im Augenwinkel etwas aufblitzen. Langsam drehten wir unsere Köpfe etwas zur Seite und erblickten den großen Schokoladenhasen, fein säuberlich mit Klebeband unter die Tischplatte geklebt.
Dieses Osterversteck vergessen wir niemals.
