Weihnachten in … Dänemark (Teil II)
Im zweiten Teil unserer Themenreihe wandern wir nun ein Stück weiter gen Norden und landen im schönen Dänemark. In Hamlets Heimatland besuchen wir Lone in Sønderjylland, die uns von den dänischen Weihnachtstraditionen erzählt.
Liebe Lone, wie feiert man in Dänemark traditionell Weihnachten?
Die Adventszeit umfasst die vier Sonntage, die dem Weihnachtsfest vorausgehen. Sie werden als Vorbereitungszeit für die Feier zur Inkarnation von Gottes Sohn genutzt – und für die ruhige Adventsgemütlichkeit. Den Tag vor Heiligabend nennen wir „lillejuleaften“ (kleiner Weihnachtsabend). An diesem Tag, der keine biblische Bedeutung hat, wird der Weihnachtsbaum geschmückt, der hier und da selbst im Wald gefällt wurde. Das Essen wird vorbereitet, vor den Türen wird gesungen und daheim wird „pakkeleg“ (eine Art Wichteln) gespielt.
In Dänemark haben wir viele Weihnachtstraditionen, die von Region zu Region – ja, von Familie zu Familie unterschiedlich sind und die sich auch von Zeit zu Zeit verändern, da Traditionen die Zeiten nicht unbedingt überdauern. Insgesamt ist der Dezember jedoch der Weihnachtsmonat, auch wenn es mehr um den Advent geht, als um Weihnachten. Dabei ist der Weihnachtsmonat mit vielen Traditionen verbunden: Weihnachtskalender werden geöffnet, Kalenderkerzen gezündet und auch der Fernseh-Kalender ist beliebt. Mit Arbeitskollegen, der Familie, Freunden oder Vereinen geht man zum Essen. Und das Weihnachtsfest wird vorbereitet. Weihnachtskuchen und Konfekt wird zubereitet. Wir flechten Weihnachtsherzen und basteln allerlei andere Weihnachtsdekoration.
Heiligabend, der 24. Dezember, ist der Abend vor dem eigentlichen Weihnachtstag. Obwohl dieser Tag keine offizieller Feiertag ist, haben die meisten trotzdem frei. Viele dänische Familien pflegen ihre Traditionen an diesem Tag. Zum Beispiel schaut man den Abschluss des Fernseh-Kalenders oder die Disney-Weihnachtssendung, geht in die Kirche und Abends gibt es das Weihnachtsessen.
Und welche Speisen gibt es dann zum Weihnachtsfest?
Am geläufigsten ist das Essen von gebratener Ente, Pute, Gans oder Schweinebraten. Dazu gibt es zum Beispiel Rotkohl, oder wie hier in Sønderjylland Weißkohl, und glasierte Kartoffeln. Als Dessert oder auch zur Vorspeise gibt es vielerorts „risalamande“ (Reis-Mandel-Dessert) mit warmer Kirsch- oder Erdbeersoße, auch Milchreis mit Zimt. Im Reis wird dann eine Mandel versteckt und wer Glück hat und die Mandel findet, bekommt das Mandelgeschenk. Nach dem Essen wird dann gern um den Weihnachtsbaum getanzt während Weihnachtspsalme oder Lieder gesungen werden. Anschließend gibt es Geschenke. Und dann darf man natürlich auch das Marzipan nicht vergessen – verarbeitet in vielen verschiedenen Figuren, in Schokolade getaucht, mit Nüssen und ähnlichem.
Gibt es neben den Speisen auch spezielle Getränke, die ihr zu Weihnachten trinkt?
Ja, es gibt das traditionelle „Hvidtøl“ (Weißbier), dieses dunkle Weißbier hat 1,8% vol. Das Vestfyen Weihnachts-Weißbier ist wie das Vestfyen Dunkel-Weißbier ein traditionelles dänisches Bier, das genau die richtige Balance von Süße, Fülle und einem leichten Pilsgeschmack hat. Das Weihnachts-Weißbier hat dabei jedoch eine Spur mehr Süße. So kann es eben in der süßen Weihnachtszeit genossen werden, zum Beispiel zum Milchreis.
Gibt es einen Brauch oder eine Tradition, die dir besonders am Herzen liegt?
Nein, die gibt es nicht. Ich mag besonders die Gemütlichkeit mit der Familie zu Weihnachten. Und nun, da die Kinder erwachsen sind, sind die Geschenke auch nicht mehr so wichtig, sondern mehr das Zusammensein an einem schönen Abend mit einem hübsch geschmückten Weihnachtsbaum – an dem wir immer künstliche Lichter anbringen, da wir sie zu jeder wachen Stunde leuchten lassen. Viele dänische Familien haben den Baum bis nach Heilige Drei Könige am 6. Januar stehen. Jedoch nadeln die Bäume ja recht schnell und viele finden es praktisch, das ganze weggeräumt zu haben, bevor es nach den Weihnachtsferien wieder zur Arbeit geht.
Welchen Stellenwert haben bei euch Lieder und Gottesdienste zur Weihnachtszeit und welches ist das beliebteste/bekannteste Lied?
Am 24.12. gibt es Gottesdienste in allen Städten. An vielen Orten gibt es auch mehrere, da viele Menschen an dem Tag in die Kirche gehen.
Lieder wie „Et barn er födt i Betlehem“ (Ein Kind ist in Betlehem geboren), „Nu er det Jul igen“ (Jetzt ist wieder Weihnachten) oder „På loftet sidder Nissen med sind Julegrød“ (Auf dem Speicher sitzt der Nisse mit seinem Weihnachtsbrei) sind einige der Lieder, die in Dänemark am häufigsten gesungen werden, wenn wir an Heiligabend um den Weihnachtsbaum gehen, tanzen oder sitzen – das ist in Dänemark von Familie zu Familie unterschiedlich.
Es gibt auch populäre Weihnachtslieder, die typischerweise zu anderen Gelegenheiten gesungen werden. Zum Beispiel „Santa Lucia“, das in wirklich vielen Schulen und gerne zu den Weihnachtsbaumfesten von Firmen, Vereinen o.ä. gesungen wird. (Anmerkung: „Santa Lucia“ wird dann von einer Gruppe junger Mädchen gesungen, die in weiße Gewänder gekleidet mit einer Kerze in der Hand oder einem Kerzenkranz einen Streifzug zum Beispiel durch die Schule machen. Dieser Brauch erinnert an die heilige Märtyrerin Lucia. Bildquelle: Wikipedia)
Was macht eigentlich der „Julenisse“?
Der Nisse hält sich im Haus, im Stall oder im Laden auf. Er tritt als beschützender Geist für das Hab und Gut auf. Er kümmert sich um praktische Arbeiten und die Haustiere, am liebsten um die Pferde. Er bringt den Menschen, die dort wohnen, Glück. Heute spricht man von ihm als einen Helfer für den Weihnachtsmann.
Bringt in Dänemark auch das Christkind oder der Weihnachtsmann die Geschenke?
In Dänemark ist es der Weihnachtsmann, der die Geschenke bringt. Viele erzählen, dass er mit den Geschenken durch den Schornstein kommt. Er fliegt mit seinem Schlitten und den Rentieren am Himmel. Daher kommt auch das Lied von Rudolf mit der roten Nase. Rudolf ist der Anführer der Rentiere.
Viele Kinder schreiben jedes Jahr Briefe an den Weihnachtsmann und erzählen ihm, was sie sich wünschen. Vor allem die Briefe dänischer Kinder landen beim Weihnachtsmann in Nuuk (Grönlands Hauptstadt), wo Freiwillige dafür sorgen, dass alle, die dem Weihnachtsmann schreiben, einen Brief von ihm zurückbekommen. Seit 2010 hat der Weihnachtsmann eine neue Adresse, er lebt jetzt in Kopenhagen: Julemandens Postcenter, 0900 København.
Mange tak kære Lone. Vi ønsker dig og din familie en glædelig og hyggelig Julefest. Und vielleicht schreibe ich ja ein paar Grüße an den Weihnachtsmann dieses Jahr.
Alles Gute
Lisa
PS:Wer sich die dänischen Weihnachtslieder anhören möchte, kann dies auf der Internetseite Danske barnesange (Dänische Kinderlieder). Viel Spaß damit!