Weihnachten in … Teil III: Russland
Heute präsentieren wir euch einen Bericht über Weihnachten in Russland. Er ist von unserer Gastbloggerin Irina verfasst. Sie ist 25 Jahre alt und kommt ursprünglich aus dem Ural-Gebirge in Russland. Momentan lebt sie in Deutschland, wo sie an der Universität in Bochum studiert.
Russland ist ein sehr großes Land – es ist fast 50 mal so groß wie Deutschland, nämlich 17.075.400 km² – und dementsprechend leben dort sehr viele verschiedene Menschen (143,3 Millionen) und es gibt unterschiedliche Bräuche und Traditionen im ganzen Land. Ich möchte euch heute von Weihnachten berichten, wie ich es mit meiner Familie und Freunden feiere.
Wenn man in der Zeit von Ende November bis Mitte Dezember über die Marktplätze in den russischen Städten schlendert, dann fallen die verschneiten Lenindenkmäler ins Auge. Sonst nichts – kein Weihnachtsbaum, kein Weihnachtsmarkt, kaum Beleuchtung.
Das ändert sich am 24. Und 25. Dezember. Dann kann man einen großen Weihnachtsbaum und viele Lichter aus den Plätzen sehen.
Leute laufen hektisch mit großen Einkaufstüten umher. Im Fernsehen sagt man: „Es ist Weihnachten in Europa.“ Das ist seltsam für Russen, denn Weihnachten kommt in Russland mit Verspätung erst am 7. Januar.
Das liegt daran, dass die Russen sich nach dem julianischen Kalender richten. Der hat 13 Tage Unterschied zu dem in Europa gängigen gregorianischen Kalender. Deshalb feiert man in Russland Silvester auch zweimal. Wir feiern Neujahr am 1. Januar und das Alte Neujahr (so heißt es offiziell) am 14. Januar.
Das bedeutet, wenn man sich von der ersten Silvesterfeier gut erholt hat, kann man mit den Weihnachtsvorbereitungen anfangen und zwei Wochen später noch einmal Silvester feiern. Wir haben viel Zeit für diese Vorbereitungen, denn vom 1. Bis zum 10. Januar gibt es offizielle Ferien für alle Betriebe, Schulen und sonstige Einrichtungen – außer für die Geschäfte.
Es gab eine Zeit, da war Weihnachten in Russland verboten. Das war ab 1918 während der Sowjetunion, als keine religiösen Feste gefeiert werden durften. Deshalb wird Weihnachten in den meisten Familien auch gar nicht große gefeiert, so wie in meiner.
In religiösen Familien wird vor Weihnachten gefastet. Dann gibt es häufig nur Kohlsuppe oder Brei zu essen. Am 7. Januar wird der Weihnachtsgottesdienst der russisch-orthodoxen Kirche im Fernsehen übertragen. Bei der Übertragung sieht man auch den russischen Präsidenten mit seiner Familie. Auf den Tischen der gläubigen Familien steht am 7. Januar ein Festessen namens Sochivo (auch Kutja genannt). Das ist eine aus Mandeln, Mohn, Honig und Getreide gekochte Speise, die Ruhe und Unsterblichkeit symbolisiert. Geschenke bekommen die Kinder in Russland an Weihnachten nicht, es gibt auch keinen Adventskalender oder einen Adventskranz in der Vorweihnachtszeit, dafür haben wir aber sehr viel Schnee.