Iss langsam, Kind!
„Man soll jeden Bissen 32 mal kauen, ehe man ihn herunterschluckt“ – ein Satz, den ich in meiner Kindheit oft gehört habe. Nicht schlingen, langsam essen und genießen, das wollten meine Mitesser mir vermitteln. Wesentlich weiter greift das Konzept des Vereins Slow Food (slow = langsam, food = Essen). Gegründet wurde die Bewegung in Italien im Jahr 1986 von dem Journalisten und Soziologen Carlo Petrini. Der Verein zur Erhaltung der Esskultur schrieb sich auf die Fahne, sich für gutes Essen, Genuss und gegen hektisches Leben einzusetzen. 1992 wurde mit Slow Food Deutschland der erste Verein außerhalb Italiens gegründet.
Die Mitglieder beschreiben sich als „eine weltweite Vereinigung von bewussten Genießern und mündigen Konsumenten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen und lebendig zu halten“. Dazu gehören ein verantwortlicher Umgang mit Landwirtschaft und Viehzucht, sowie Förderung von Regionalität und Lebensmittelhandwerk. Allen Menschen soll ein Zugang zu Nahrung ermöglicht werden ohne dabei die Umwelt oder Produzenten auszubeuten. Mittlerweile gibt es über 12.000 Mitglieder, die diese Forderungen unterstützen.
Der Verein macht insbesondere durch kreative und kulinarische Veranstaltungen auf sich aufmerksam. Dazu gehören zahlreiche Messen, ein kulinarisches Kino auf der Berlinale und Veranstaltungen wie Schnibbeldiskos. Slow Food beteiligt sich auch bei politischen Diskursen.
Für einen kleinen Beitrag kann man Mitglied werden oder den Grundgedanken des Vereins als Anregung nehmen, sich mit seinem eigenen Lebensmittelkonsum auseinanderzusetzen. Dabei muss niemand zum „Öko“ mutieren oder von heute auf morgen Veganer werden, es geht vielmehr darum, sich mit dem, was wir jeden Tag an Lebensmitteln verwenden und verschwenden, zu beschäftigen. Ich bin sicher, jeder findet bei sich Potential, durch geringen Aufwand einen kleinen Beitrag zu leisten: im Supermarkt nicht zu Eiern aus Bodenhaltung greifen, im eigenen Garten Kräuter oder Gemüse anpflanzen oder einfach selber und gesünder kochen. Dann weiß man auch, welche Produkte in dem Essen sind und zu zweit oder mit Freunden macht das richtig Spaß!