Weißt du, wie viel Sterne stehen
Weißt du, wie viel Sterne stehen
an dem blauen Himmelszelt?
Weißt du wie viel Wolken gehen
weithin über alle Welt?
Gott, der Herr, hat sie gezählet,
dass ihm auch nicht eines fehlet,
an der ganzen großen Zahl.
Weißt du, wie viel Mücklein spielen
in der hellen Sonnenglut?
Wie viel Fischlein auch sich kühlen
in der hellen Wasserflut?
Gott, der Herr, rief sie mit Namen,
daß sie all’ ins Leben kamen,
daß sie nun so fröhlich sind.
Weißt du, wie viel Kinder frühe
Stehn aus ihren Bettlein auf,
Dass sie ohne Sorg und Mühe
fröhlich sind im Tageslauf?
Gott im Himmel hat an allen
seine Lust, sein Wohlgefallen,
kennt auch dich und hat dich lieb.
Wilhelm Hey (1837)
Das Gedicht „Weißt du, wie viel Sterne stehen“ aus dem Jahre 1837 von Wilhelm Hey gliedert sich in drei Strophen mit je sieben Versen und ist auch heute noch als Tauf- und Schlaflied bekannt. In den heutigen Gesangsbüchern findet sich bis auf kleinere Änderungen, wie beispielsweise „Sternlein“ und „helle Sonnenglut“, die Fassung von 1837. Dass es kaum Veränderungen am Original gibt, welches bereits 180 Jahre alt ist, ist sehr selten und spricht für die sprachliche Klarheit und Einfachheit des Gedichtes, das somit besonders für Kinder gedacht ist.
Die erste Strophe beginnt mit den rhetorischen Fragen „Weißt du, wie viel Sterne stehen an dem blauen Himmelszelt? Weißt du wie viel Wolken gehen weithin über alle Welt“ (V.1-4). Nur Gott alleine kennt die Antwort auf die Fragen (V.5-7). Dies unterstützt die Idee eines allmächtigen Gottes, der sogar die Zahl (V.7) der Sterne benennen kann, die für uns unendlich und unzählbar erscheint. Die Nähe zum christlichen Glauben an Gott wird in Heys Gedicht mehrfach deutlich.
Auch die zweite Strophe beginnt mit zwei rhetorischen Fragen nach „Mücklein“ (V.8) und „Fischlein“ (V.10), die Teil der Schöpfung sind, denn „Gott, der Herr, rief sie mit Namen, daß sie all´ins Leben kamen,(…)“ (V.12-13). Er kennt ihre Namen und weiß um ihre Zahl.
Die letzte Strophe wird ebenfalls mit einer rhetorischen Frage eröffnet (V.15-18), die mit Gottes Allmacht beantwortet wird:„hat an allen seine Lust, sein Wohlgefallen“ (V. 19-20). Zum Abschluss des Gedichtes wird der Leser persönlich angesprochen (V.21). Besonders in der letzten Strophe wird deutlich, wieso das Gedicht auch als Schlaflied für Kinder seit Generationen überliefert wird.
Insgesamt wird durch den identischen Aufbau der einzelnen Strophen und dem verständlichen, klaren Wortschatz ein melodischer Rhythmus geschaffen. Auch die Übernahme des Originals als Tauf- und Schlaflied zeigt, dass es sich hierbei um ein Gedicht mit sehr einprägsamen Inhalt und Melodie handelt. Durch die Betonung des christlichen Glaubens lässt sich das Gedicht von Wilhelm Hey besonders für kirchliche Anlässe nutzen.
Johann Wilhelm Hey wurde am 26. März 1789 in Leina geboren. Nachdem er Theologie in Jena und Göttingen studierte, arbeitete er von 1811 bis 1814 als Hauslehrer in den Niederlanden. Nach einer kurzen Anstellung als Lehrer an einem Internat war er von 1818 bis 1827 als Pfarrer in Erfurt tätig. Danach folgte die Tätigkeit als Hofprediger in Gotha (1827) und die Versetzung nach Ichtershausen bei Erfurt. Dort war er als Pfarrer, Superintendent und Bezirksschuldirektor tätig. Hey setzte sich für ein lebendiges Christentum und eine menschenzugewandte Theologie ein und unterstützte soziale Projekte, wie beispielsweise ein „Kinderheim“ für Kinder von arbeitenden Müttern. Für sein Engagement wurde ihm 1847 die Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg verliehen.
Als Schriftsteller und Dichter wurde er 1833 durch seine „Fünfzig Fabeln für Kinder“ bekannt, die jedoch unter dem Namen des Illustrator Otto Speckter veröffentlicht wurden . Hey galt mit seinen Fabeln als einer der wichtigsten Schriftsteller für Kinderliteratur.
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