Alte Geheimnisse

TristanWas gibt es harmonischeres als auf einer Bank in einem wunderschönen Park zu sitzen. Sonnenstrahlen, die durch das Grün der Baumkronen hindurch mit sanfter Wärme die Wangen küssen, ein altes Buch in den Händen, in das man sich völlig versenken kann.
Sicher, es kann auch ein neues Buch sein, aber die alten haben irgendwie einen besonderen Charme – etwas geheimnisvolles. Sie lassen sich zwar nicht ganz so leicht finden wie die neuen, doch auf dem Trödelmarkt oder in antiquaren Buchläden findet sich immer mal wieder ein Schätzchen. Geschichten aus alten Büchern zu lesen ist etwas Besonderes. Die Sage von Tristan und Isolde zum Beispiel ist mir ans Herz gewachsen, weil das Buch so schön ist, weil die Sprache und die Schrift alt ist und weil es so einen gehobenen Leseanspruch an seine heutigen Leser stellt. Außerdem können alte Bücher uns nicht nur in ihre fantastische Welt mitnehmen, wie es zeitgenössische Bücher ja auch können, sondern uns noch stärker in eine andere Zeit versetzen. Wenn ich also im Park sitze, fernab von jedem Straßenlärm und bestenfalls ohne Strommasten im Blickfeld und ein neumodisches Buch lese, dann hält mich der Einband, das Papier, die Schrift und die Sprache in der Gegenwart fest, wie ein Anker, der mich daran erinnert, welche Zeit ich in den Händen halte. Halte ich jedoch ein einhundert Jahre altes Buch in den Händen, dann erinnert mich nichts daran an die Gegenwart.

Isolde
Bücher in ungewohnter Umgebung zu lesen kann sowieso viel aufregender sein als auf dem heimischen Sofa. Denn auch die Umgebung beeinflusst unser Leseerlebnis. Ein spannender Krimi während einer langen Zugfahrt, eine Liebesgeschichte im Park, ein historischer Roman inmitten einer alten Burgruine.
Und wer weiß, vielleicht sitzt der Kommissar ja direkt neben uns im Zug, vielleicht begegnen wir dem Helden auf dem Nachhauseweg oder sehen das Burgfräulein auf einem Hügel stehen.
Ein leselustiges Wochenende wünscht euch
Lisa