Midsommar

Na, auch schon die Midsommar-Werbung vom Möbelschweden bekommen? Mit Blumenkränzen, Trachten, Tänzen, Liedern, Midsommar-Baum und weißen Kleidern versucht uns das bekannte schwedische Möbelhaus auf den längsten Tag des Jahres einzustimmen. Aber Midsommar ist noch viel mehr als das. Was es mit den wohl größten Feierlichkeiten nach dem Weihnachtsfest in Schweden auf sich hat, erfährst du hier.

Viele Mittsommerbräuche stammen ursprünglich aus vorchristlichen Traditionen. Die Gemeinsamkeit all dieser Bräuche besteht im Fokus auf die Sommersonnenwende. Sie markiert den längsten Tag des Jahres und den Beginn des Sommers auf der Nordhalbkugel. Vielerorts wird Mittsommer deshalb bis heute am 21. Juni gefeiert, dem Datum der Sommersonnenwende. Im Zuge der Christianisierung wurde das Mittsommerfest mit dem Johannistag zu Ehren Johannes des Täufers in Verbindung gebracht. Darin begründet liegt auch die Datumsverschiebung mancherorts auf den 24. Juni, dem Tag des Heiligen Johannes. Auffällig ist eine Parallele, das Gegenstück zur Sommersonnenwende, die Wintersonnenwende am 21. Dezember. Im Christentum wird dieser kürzeste Tag des Jahres auch als Thomastag bezeichnet. Die Wintersonnenwende läutet aber nicht nur den Beginn des Winters, sondern auch die Zeit der Raunächte ein, über die auf diesem Blog schon an anderer Stelle geschrieben wurde. Mit Bezug zu Heiligabend am 24. Dezember wurde das Mittsommerfest im Mittelalter manchmal auch als „Sommerweihnacht“ bezeichnet. Ihm ging stellenweise auch eine mit der Adventszeit vergleichbare Vorbereitungszeit voraus.

Neben Schweden gibt es auch noch andere skandinavische Länder wie Dänemark oder Finnland, die lebendige Mittsommerfeste feiern. Je größer der Kontrast zwischen dem harten, dunklen Winter und dem warmen, hellen Sommer, desto mehr wurde Mittsommer seit jeher auf der Welt gefeiert. Das Brauchtum um Mittsommer verbindet die Skandinavier auch mit den Menschen aus Estland, Lettland oder Litauen. Ebenso wird die Sommersonnenwende in Russland, Belarus, der Ukraine, Polen und der Slowakei gebührend begrüßt. Auch in manchen Küstenregionen Spaniens und Teilen Englands wird Mittsommer gefeiert. In alter Tradition wurde in England Stonehenge als Ort mit besonderer spiritueller Atmosphäre gerne als Festplatz zur Sommersonnenwende genutzt. In Deutschland besteht für Mittsommer-Feiernde ein besonders Interesse an den Externsteinen im Teutoburger Wald. In der Zeit des Nationalsozialismus ist das Brauchtum um die Sonnenwendfeiern allerdings umfassend für nationalsozialistische Zwecke missbraucht worden. Bis heute gibt es neonationalsozialistische Gruppierungen, die die Sommersonnenwende zu instrumentalisieren versuchen.

Tatsächlich gehen viele Bräuche zu Mittsommer auf z. B. germanische und keltische Religionen zurück. Aber auch religionsunabhängige Vereine, Parteien, Gemeinden und Tourismusverbände beteiligen sich heute an den Festlichkeiten. Beinah überall, wo die Sommersonnenwende zelebriert wird, werden große Lagerfeuer entzündet. Diese ähneln den auch in Deutschland üblichen Osterfeuern und werden häufig als Johannisfeuer bezeichnet. In Dänemark ist es z. B. Brauch, eine aus Stroh gebundene Puppe, die Strohhexe, in diesem Feuer zu verbrennen. Andernorts hält sich der Aberglaube, ein Sprung über das Feuer würde den Mutigen mit Gesundheit belohnen. Entgegen der sonst üblichen Vorschrift darf die Landesflagge in vielen Fällen aber über die Mittsommernacht ausnahmsweise gehisst bleiben. Aus weiten Teilen Schwedens sind aus den Mittsommerfestlichkeiten die Mittsommerstangen nicht wegzudenken. Sie ähneln optisch, den auch in Deutschland gebräuchlichen Maibäumen. Auch in Schweden werden sie manchmal „Majstange“ genannt. Allerdings hat das Wort „Maj“ hier nichts mit dem Monat Mai zu tun. Vielmehr geht es auf das Wort „Maja“ zurück, was so viel wie „mit Blumen schmücken“ bedeutet. Blumen spielen überhaupt eine große Rolle bei den Mittsommertraditionen. So werden häufig Blumenkleider und Blumenkränze als Haarschmuck getragen. Aber auch Häuser, Ställe und Tiere werden oft mit Blumen festlich geschmückt. Zu Mittsommer wird aber nicht nur ausgelassen singend um die Mittsommerstange getanzt, sondern auch gerne über den Durst getrunken. Wer Astrid Lindgrens Bullerbü-Geschichten kennt, kann sich sicherlich an die Mädchen vom Nord-, Mittel- und Südhof erinnern, die des Nachts schweigend sieben Wildblumen von sieben verschiedenen Wiesen pflücken und abends unter ihr Kopfkissen legen, um von ihren zukünftigen Ehegatten zu träumen. Auch das ist so ein Mittsommerbrauch. Heute gibt es zahlreiche Open-Air-Festivals zu Mittsommer. In jedem Fall verbringen die meisten Feiernden den Tag aber auf dem Land.

Nun bist du sicherlich gut gerüstet für das Midsommar-Quiz des Möbelschweden und hast vielleicht sogar Lust, es Lisa, Britta und Inga aus Bullerbü auf dem Weg zum Traumgatten gleich zu tun.

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