Die Leichen des jungen Werther
Eine Parodie auf Goethes Die Leiden des jungen Werther? Das regt erstmal zu Spekulationen an: Wird hier die Liebestrunkenheit unseres stürmisch-drängerischen Helden auf die Schippe genommen? Oder die von der Leidenschaft Werthers angezogene, doch ihrem Ehemann zur Loyalität verpflichtete Lotte? Nein, Susanne Picard, die Autorin dieses Buches geht noch einen Schritt weiter. Denn Lotte ist in Wirklichkeit ein Zombie und in Wahlheim wird das Brot mit Knochenmehl gebacken.
Sehr nah bleibt Picard mit ihrer Variante dem Original nicht, denn in Die Leichen des jungen Werther geht es primär um unspannende Hinweise auf Untote und nur sekundär um die tragische Liebe Werthers. Und überhaupt liebt Werther bei Picard viele Frauen und nicht nur die eine besonders liebliche. Seine übertriebene Naivität den Zombies gegenüber (die für ihn auch dann noch normale Menschen sind, wenn sie ihn beißen) wirkt stark konstruiert und somit unplausibel. Hier reißt leider kein Gefühl den Leser mit. Nun könnte man meinen, dass die Übertragung in das moderne Horror-Genre ja auch auf eine spannende Handlung baut und nicht auf Gefühlsduselei, doch leider habe ich auch diese nicht gefunden. Mein Fazit: Eine Idee mit Potenzial, die mit etwas mehr Liebe zur Vorlage und einem gesteigerten satirischen Verständnis vielleicht hätte begeistern können – aber so leider …gähnend… langweilig.
Ich jedenfalls bleibe dem Original treu.
Liebe Grüße
Lisa