Hamlet´s Monologue (Übersetzung)
Sein oder Nichtsein, das ist die Frage:
Ob es nobler im Denken ist, die Schlingen
und Pfeile des abscheulichen Schicksals zu
ertragen, oder die Waffen gegen ein Meer
von Ärger zu erheben und Widerstand leistend sie niederzuschlagen? Sterben, schlafen.
Mehr nicht; und zu sagen, wir beenden im
Schlaf den Herzschmerz und die tausend
natürlichen Schocks. Das Fleisch ist dessen
Erbe, eine Vollendung, inständig zu
erwünschen. Schlafen, sterben. Schlafen, vielleicht noch träumen. Ja, da liegt der Haken.
Was im Schlaf des Todes für Träume kommen mögen,
wenn uns das Zeitliche segnet, muss es uns
eine Pause geben. Es gibt den Respekt, der
das Unheil so langanhaltend macht.
Denn wer würde die Peitschen und das Gespött der Zeit ertragen,
des Schinders Unrecht, des hochmütigen Mannes Hohn,
den Schmerz der verschmähten Liebe, den
Verzug des Gesetzes, die Unverfrorenheit
der Ämter und die Schmach, die den 20geduldigen Verdienst von dem Würdelosen nimmt, wenn er sich vielleicht selbst den Todesstoß versetzt.
Mit einem bloßen Dolch? Wer würde eher
die Last ertragen, unter einem
beschwerlichen Leben zu ächzen und zu
schwitzen, als die Gefahr von etwas nach
dem Tod, das unentdeckte Land, aus dessen Ziel kein Reisender zurückkehrt, dem Willen Kopfzerbrechen bereitet
Und uns bestärkt, eher die Lasten, die wir
haben, zu ertragen, als zu denen zu
entschweben, von denen wir nichts wissen.
Folglich macht das Gewissen uns alle zu
Feigligen, und so ist der natürliche Farbton der Auflösung durch die Blässe des Gedankens krankgemacht.
Und Unternehmungen von großem Kern und
Moment verlieren in dieser
Hinsicht ihren Namen und ihre
Ströme werden schief und locker.
Beruhige dich. Die anständige Ophelia. In deinen Gebeten, Nymphe, sei all meiner Sünden erinnert.
William Shakespeare: Hamlet’s Monologue. 3. Akt, 1. Szene. Übersetzt von Sebastian Scheipers. (Original)
In diesem Monat widmen wir uns ausnahmsweise einmal keinem deutschen Dichter, sondern dem berühmtesten aus dem deutschen Sprachraum: Shakespeare. Es geht um den bekannten Monolog des Hamlet, Sohn des verstorbenen Königs von Dänemark, und um die Frage „Sein oder Nicht-Sein“ (3. Akt, 1. Szene). Ich habe mich einmal gewagt, den Monolog ins Deutsche zu übersetzen und bin dabei auf so einige Tücken der Kunst des Übersetzens gestoßen. Zu Shakespeares Lebzeiten waren in Deutschland nicht viele Menschen des Englischen mächtig, weshalb Übersetzungen angefertigt wurden. Die Hochzeit der deutschen Übersetzungen war während der Deutschen Romantik (spätes 18. Jahrhundert / frühes 19. Jahrhundert). Als bester deutscher Übersetzer gilt August Wilhelm von Schlegel, welcher von 1767 bis 1845 lebte. Bereits im Alter von 19 Jahren begann er mit der Übersetzung von Shakespeares Werken; bis zu seinem Tod sollten es 17 insgesamt werden. Sein Stil bei der Übersetzung gilt als schlicht und dennoch elegant. Eine möglichst hohe Originaltreue war die Maxime seiner Übersetzungen, welche die Popularisierung Shakespeares in Deutschland förderten.
Besonders schwierig bei der Übersetzung ist es immer, die Balance zu finden zwischen Originaltreue und einer möglichst leicht verständlichen deutschen Übersetzung. Nichtsdestotrotz habe ich mich an dieses für mich neue Feld gewagt, da ich im Rahmen eines Übersetzung-Kurses an der Universität Grundkenntnisse des Übersetzens erlernt habe und diese nun praktisch anwenden wollte.
Die ersten veröffentlichten Versionen von Hamlet können ins Jahr 1600/1601 zurückverfolgt werden. Eine Verbindung zu Shakespeares Sohn Hamnet, welcher 1596 starb, ist offensichtlich. Das Drama wurde erstmals 1626 in Deutschland aufgeführt. Die erste deutsche Übersetzung wurde von Wieland im Jahre 1766 veröffentlicht. Wie viele andere Werke Shakespeares auch, basiert Hamlet auf einer bereits existierenden Geschichte, nämlich einer Geschichte über den dänischen König, veröffentlich in Saxio Grammaticus‘ Historica Dannica, veröffentlicht in den 1580ern.
Allgemein gesprochen handelt das Drama von Hamlets inneren Konflikten, welche ihn nach dem Tod seines Vaters quälen. Die politische Situation in Dänemark ist äußerst angespannt und das Land bereitet sich auf einen Krieg vor, um die Gebiete zurückzuerobern, die sie zuvor in einer Schlacht verloren, welche Hamlets Vater, der König von Dänemark, nicht überlebte. Hamlet trauert in dem Monolog seinem Vater nach und wägt zwei Optionen gegeneinander ab mit dem Ziel, seinen inneren Konflikt zu beruhigen: Selbstmord begehen oder Krieg zu führen gegen diejenigen, die seinen Vater töteten. Auch wenn er diese beiden Optionen nicht explizit im Text erwähnt, sondern metaphorisch umschreibt, lässt der Kontext des Dramas darauf schließen.
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