„Open“ – Autobiografie von Andre Agassi
„Open“ – der Titel beschreibt die Autobiografie von Andre Agassi exakt.
Es ist nicht nur das Titelbild, von dem uns Agassi mit offenem, klaren Blick anschaut. Es ist jedes einzelne Wort mit dem der ehemalige Tennisprofi Herz und Kopf öffnet und den Leser an seinem Leben teilhaben lässt.
Ich gebe zu, dass ich mich nie zuvor für Tennis interessiert habe und auch nach der Lektüre der Autobiografie die Regeln noch nicht vollkommen verstanden habe, dennoch hat mich „Open“ in seinen Bann gezogen.
Agassi erzählt mit einer solchen Detailgenauigkeit, dass man tatsächlich das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein. Beim Tennistraining mit dem ambitionierten Vater, beim Aufenthalt in der Bollettieri Tennis Academy weit weg von zu Hause, bis hin zur Ehe mit Brooke Shields und den ersten Annäherungsversuchen mit seiner jetzigen Ehefrau Steffi Graf.
Agassi scheint kein Tabu zu kennen, ohne Scham schreibt er von seinen Ängsten, Komplexen und Drogeneskapaden. Man könnte geradezu von einem Seelenstriptease des Sportlers sprechen. Die vielen beruflichen wie privaten Auf und Abs, lassen den Leser mitfiebern und mit leiden.
Das Besondere an dieser Sportler-Biografie ist, dass sie eben nicht nur von Karriere und Training erzählt, sondern sich vielmehr der Suche des jungen Agassi nach seiner eigenen Identität widmet. Von Kindesbeinen an gefangen zwischen der Liebe und dem Hass zum Tennissport und dem ehrgeizigen Vater, der bereits vor der Geburt des Jungen wusste, dass er einmal an der Weltspitze des Tennissports stehen würde. Doch obwohl er sich das Tennisspielen nicht selbst ausgesucht hat, kann er am Ende seiner Karriere kaum davon loskommen. Trotz unsagbarer körperlicher Qualen, spielt er weiter und erklärt dies so:
„Ich spiele und spiele immer weiter, weil es meine Entscheidung ist. Selbst wenn man nicht das ideale Leben führt, kann man sich immer dafür entscheiden. Egal, welches Leben man führt – sich dafür zu entscheiden, ändert alles.“ (545)
Der Pulitzer-Preisgewinner J.R. Moehringer stand Agassi beim Verfassen der Memoiren zur Seite. Mit Hilfe seiner Schreibkünste und des fotografischen Gedächtnisses von Andre Agassi, ist ein Buch entstanden, das nicht nur für Tennisfreunde eine absolute Empfehlung ist!