Dinner in the Dark – Abendessen im Dunkeln

Dunkel
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Ein gemütliches Abendessen nur bei Kerzenschein oder gedimmtem Licht, das kennt sicherlich jeder. Wenn es bei einem solch gemütlichen Beisammensein zu hell ist, empfindet man es häufig als ungemütlich oder unromantisch. Grelles Licht stört und macht es schwerer, zu entspannen und abzuschalten. Bei gedimmtem Licht fällt es einem leichter, sich auf das Essen und den oder die anderen zu konzentrieren. Doch allzu dunkel sollte es bei einem leckeren Essen auch nicht sein, schließlich möchte man noch sehen, welchen Gaumenschmaus man da vor sich hat. Das Auge isst ja schließlich mit, wie es so schön heißt. Doch wie schmeckt es, wenn man nichts sieht? Genau das durfte ich neulich beim sogenannten Dinner in the Dark (Abendessen im Dunkeln) in der unsicht-Bar in Köln erfahren.

Zunächst einmal sah das Restaurant von außen ganz gewöhnlich aus. Ich weiß nicht genau wie und warum, aber ich hatte mir so ein Restaurant auch von außen anders vorgestellt. In der Gaststätte angekommen, wurden die Gäste freundlich vom Personal begrüßt. Bei der Anmeldung konnten alle Gäste zwischen vier Gerichten wählen: Fisch, Geflügel, Rind oder vegan standen zur Auswahl. Außerdem hatte man hier die Möglichkeit, auf eventuelle Allergien hinzuweisen beziehungsweise etwas anzugeben, das man nicht essen möchte. Denn schließlich hätte man sonst schnell eine böse Überraschung erleben können, da man im dunklen Speisezimmer ja nicht sieht, was da so vor einem auf dem Teller landet. Der Empfang wurde mit einem Gläschen Hugo abgerundet und im noch hellen Eingangsbereich wurden die Kellner für die einzelnen Tische vorgestellt. Diese waren teilweise blind oder hatten ein eingeschränktes Sehvermögen, wodurch sie zur Orientierung nicht auf ihr Augenlicht angewiesen waren. Es war natürlich wichtig, sich den Namen zu merken, da ein dezentes Hand-heben oder ein Winken, wie es sonst in Restaurants oft üblich ist, einem im Dunkeln nicht viel hilft.

Schließlich wurden alle Gäste in den Speisesaal gebeten, wo nur wenige Kerzen schienen, damit alle Gäste ihre Plätze finden konnten. Nachdem sich jeder gesetzt hatte und mit Getränken versorgt war, hielten die Kellner eine kurze Ansprache. „Wir machen jetzt die Kerzen aus und nicht erschrecken, es wird dann lauter, weil die Leute im Dunkeln lauter sprechen“. Dies mag wahrscheinlich hauptsächlich daran liegen, dass es im Dunkeln nicht unmöglich ist, seinem Gesprächspartner Gestik und Mimik zu vermitteln. Nun waren alle gespannt, wie es wohl sein würde, auch im Dunkeln zu essen. Endlich hatte das Warten ein Ende und die Vorspeise wurde serviert. Die Kellner erklärten, wo genau sich etwas vor einem befindet. Ich hatte einen großen Teller mit einer kleinen Schale darauf vor mir und begann vorsichtig zu essen. Nach und nach gelang es mir, immer mehr vom Teller in den Mund zu befördern und mit jedem Bissen mehr wurde mir deutlicher, was ich da überhaupt esse. Gemeinsam mit den anderen Tischnachbarn wurde wild diskutiert, was man da gerade aß: Teilweise gab es ganz unterschiedliche Ideen. Die Zeit zwischen den einzelnen Gängen war relativ lang, man konnte also ausgelassene Gespräche führen. Zum Ende des Essens haben die Kellner noch einige Witze und kleinere Spielchen mit den Gästen gemacht. Dann ging schließlich die Tür des Saals auf und nach knapp drei Stunden Dunkelheit sahen meine Augen die ersten Lichtstrahlen. Draußen angekommen, musste man sich erst einmal an das Licht gewöhnen. Am Ausgang konnte man außerdem erfragen, was man genau gegessen hatte. Alles in allem ein sehr interessanter Abend und mal ein Essen der etwas anderen Art.

P.S: Das Dinner im Dunkeln gibt es nicht nur in Köln. Einfach mal Dunkel-Dinner o.ä. googlen.