Schräg und Schrill – „Traumfrauen“ von heute

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Leni (Hannah Herzsprung) freut sich sehr auf den Umzug zu ihrem Verlobten, doch kurz bevor es so weit ist, ertappt sie ihn beim Fremdgehen. Getränkt in Liebeskummer heult sie sich bei ihrer Schwester Hannah (Karoline Herfurth) und Freundin Vivienne aus. Vivienne nimmt es mit der Liebe allerdings nicht ganz so genau. Ihr Meisterplan gegen Liebeskummer lautet: Mit Mann B kommst du über Mann A hinweg, mit Mann C kommst du über Mann B hinweg, mit Mann D über Mann C und so weiter und so fort. Leni ist der Plan zwar nicht ganz so geheuer, möchte aber nichts lieber, als den Herzschmerz loswerden und so nimmt das Frauen-suchen-Männer-Chaos seinen Lauf. Auch bei Lenis Mutter Margaux, gespielt von der schönen Iris Berben, herrscht der Liebeskummer, weil der in die Jahre gekommene Ehemann die Finger von den jungen Dingern nicht lassen kann. Margaux behilft sich mit langen Telefongesprächen, in denen sie sich von dem Tarotkartenleger Joseph (Elyas M´Barek, Türkisch für Anfänger; Fack ju Göhte) aufmuntern lässt. Joseph, der zufällig der gleiche Schauspieler ist, den Leni im Baumarkt kennenlernt. Vivienne schleppt derweil den ersten Typen ab, der ihr in der Disko über den Weg läuft und stürzt geradewegs in eine skurrile Großfamilie und andere unerwartete Überraschungen während Hannah versucht stark zu sein, obwohl ihr Liebhaber nur das Eine von ihr will und sie zudem noch ihren Job als Anwältin verliert. Einen Musiker und besagten Schauspieler später scheint Leni nicht mehr zu wissen, für wen ihr Herz nun eigentlich schlagen soll, bis schließlich ein Ohnmachtsanfall über ihr Liebesglück entscheidet.

Eine stark besetzte und liebenswerte Komödie über drei junge Frauen und die fast schon lächerlich wirkenden Beziehungsprobleme von heute – von der Untreue des Verlobten mal abgesehen. Die Fragen, die der Film aufwirft, sind durchaus aktuell: Sind lebenslange Partnerschaften eigentlich noch zeitgemäß? Ist irgendeiner besser als keiner? Und was hat das ganze eigentlich mit Liebe zu tun? Müssen wir tatsächlich erst in Ohnmacht fallen um unser Herz zu finden?
Leider suggeriert der Film aber auch, dass Frau ohne Mann kaum auskommt, sich einsam und verloren fühlt … echt jetzt? Geht das junge emanzipierte Frauenbild von heute nicht mit ein bisschen mehr Selbstvertrauen? Charaktere wie Vivienne alias Palina Rojinski wirken auf den ersten Blick zwar so, doch wie Rojinski vor einiger Zeit in einem Werbefilm des Fernsehsenders Sixx brüllte: „Mädels, shoppt euch voll!“ [Investiert euer teuer verdientes Geld in sinnlosen Massenkonsum!] erfüllt sie auch in Traumfrauen eher das Image der verhängnisvollen Freundin, die offenbar unverzichtbar ist für ein aufregendes Nachtleben.

Drehbuchautorin Anika Decker gab mit Traumfrauen (2015) ihr Regie-Debüt. Vor dem Drehbuch zu diesem Film schrieb sie schon mit Til Schweiger die Liebeskomödien „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ sowie die Travestiekomödie „Rubbeldiekatz“ von Detlev Buck. Dieser Film ist der „Zwölf-Millionen-[Zuschauer]-Frau” (FAZ 14.02.12) jedenfalls gelungen. Mit Schönling Elyas M´Barek, Fernseh- und Filmsternchen Palina und Schauspielgrößen wie Hannah Herzsprung (Die geliebten Schwestern; Der Geschmack von Apfelkernen) und Karoline Herfurth (Das Parfum; Wir sind die Nacht) in den Hauptrollen konnte Frau Decker allerdings auch nichts falsch machen.

 

Foto: pixabay CCO