Reisebericht: Istanbul

Teil II

Gülhane
Gülhane-Park

„Wenn die Welt nur aus einem Land bestünde, wäre Istanbul die Hauptstadt!“, stellte einst Napoleon fest. Nicht nur geographisch sondern auch geschichtlich sticht Istanbul heraus – und Geschichte, bekommt man nahezu an jeder Ecke geboten. Nachdem der erste Teil des Reiseberichts den vorerst letzten Halt in der Istanbuler Altstadt verzeichnete, gelangt man von dort aus auch am einfachsten zu dem historischen Topkapi-Palast, der viele Jahrhunderte lang als Wohn- und Amtssitz der osmanischen Herrscher diente (1465-1856)

 

 

Topkapi
Topkapi-Palast

Der Palast ist eigentlich eine kleine „Stadt“, die sich auf etwa 80.000 m² verteilt und wo zeitweise bis zu 5.000 Personen lebten. Neben der Schatzkammer, den Waffenarsenalen, dem „verbotenen Ort“ (dem Harem) und der heiligen Reliquien, beinhaltet der Palast ca. 86.000 originale Einzelstücke, die besichtigt werden können, darunter Portraits der Sultane, eines der ältesten handgeschriebenen Korane, Porzellan und Kleidungsstücke. Ein Besuch lohnt sich, um die Geschichte der Osmanen aus nächster Nähe kennenzulernen und um zu verstehen, wo das türkische Volk ihre Wurzeln hat. TIPP: Um nach dem Rundgang zu verschnaufen, rate ich zu einem Abstecher in die ehemalige Gartenanlage des Palastes, dem Gülhane-Park (Rosenhaus-Park). Hier findet man einen der wenigen Orte in Istanbul, an denen komplette Ruhe herrscht und man unter den Schatten der Bäume den besten Platz findet, um sich an den vielen Blumenmeeren des Parks sattzusehen – ab und an sind in den Baumkronen auch Papageien zu beobachten. Wenn man am Ende der Parkanlage das Cafe „Setüstü“ aufsucht, lässt sich der Tag mit dem Ausblick auf das Marmara-Meer und dem Bosporus perfekt ausklingen.

 

SchiffUnd wenn man schon in Istanbul ist, gehört eine Schifffahrt zum asiatischen Teil der Stadt einfach dazu – von West nach Ost, von Eminönü nach Üsküdar. Für die Personenfähre zahlt man umgerechnet ca. 2€ pro Person und erreicht innerhalb von zwanzig Minuten den asiatischen Hafen. Während der Fahrt hat man nicht nur einen tollen Blick auf die europäische Stadtsilhouette sondern auch auf die Bosporusbrücke, die nun aus nächster Nähe betrachtet werden kann. Der asiatische Teil Istanbuls ist weniger von der Hektik und Lautstärke seines Gegenübers geprägt. Reisenden bietet sich ein weniger kommerzielles dafür aber ein traditionelleres und stark bewaldetes Stadtbild. Pinienwälder, Kastanien- und Kieferbäume soweit das Auge reicht. Auch ein polnisches Dorf, Polonez Köy, kann besucht werden – die vielen urigen Holzhäuser und rustikalen Gaststätten erinnern an die polnischen Auswanderer des 18. Jahrhunderts. TIPP: Wenn man vom Hafen aus die Promenade entlang schlendert, gelangt man zu kleinen Cafés, die sich auf Steintreppen direkt am Wasser befinden. Die Stufen sind mit vielen gemütlichen Kissen und Teppichen ausgelegt und bieten einen gigantischen Blick auf das Häusermeer des europäischen Istanbuls und auf den Mädchenturm. Die tragische Geschichte hinter dem Mädchenturm erzählt von einem Herrscher, der einst seine Tochter auf die Insel verbannte, um sie vor der Weissagung eines bevorstehenden Schlangenbisses zu schützen und um ihr dort zur ATurmufmunterung einen Obstkorb zu schicken, in dem sich genau jene tödliche Schlange verbarg. Die romantische Kulisse bietet vor allem jungen Paaren den optimalen Rahmen für träumerische Rendezvous und nachdenkliche Gespräche. Entspannung und Melancholie, lässig, ruhig und bequem – hier lässt es sich leicht einen ganzen Nachmittag aushalten.

 

Einen wunderbaren Blick auf das Goldene Horn hat man vom Pierre-Loti-Café. Dieses, nach dem französischen Autor benannte Café, befindet sich auf einem Hügel im Stadtteil Eyüp. Eyüp befindet ganz am Ende des Goldenen Horns und ist nicht nur eine Pilgerstätte für gläubige Muslime sondern auch der Ort, dem sich Pierre-Loti so verbunden fühlte und wo er die Inspiration für viele seiner Werke schöpfte. TIPP: Zur Abwechslung empfehle ich die Seilbahn zum Hügel zu nehmen. Insbesondere am späten Nachmittag ist es hier besonders schön, wenn im Hintergrund die Eyüp-Sultan-Moschee beleuchtet ist.

 

KutscheWenn man noch genügend Zeit hat, sollte man einen Tag für einen Besuch auf eine der Prinzeninseln am Marmarameer einplanen. Man gelangt sowohl vom asiatischen (Kadiköy) als auch vom europäischen Teil Istanbuls (Kabatas) zu den Prinzeninseln. Der Name der Prinzeninseln leitet sich aus der Zeit der Sultane ab: als man Thronstreitigkeiten unter den Söhnen eines Sultans befürchtete, wurden diese auf die einsam gelegenen Inseln verbannt. Ich habe die größte der insgesamt neun Inseln besucht und das abgeschiedene Leben der Istanbuler von einer ganz neuen Seite kennengelernt. Auf Büyükada (der großen Insel) findet man Ruhe und Erholung vom quirligen Großstadttrubel. Keine Autos, kein Smog, viel Natur – hier kann man die Seele baumeln lassen. Die Insel kann zu Fuß, mit einem gemieteten Fahrrad oder mit einer Kutsche besichtigt werden. Die Häuser und Villen, überwiegend im Jugendstil, bestehen aus Holz und erinnern ein wenig an die amerikanischen Südstaaten-Häuser. TIPP: Mit der Kutsche bis zum höchsten Punkt der Insel fahren und dort in einem Restaurant den gigantischen Blick über das Marmarameer genießen. Wer schwimmen möchte nimmt seine Badesachen mit und erholt sich am Strand der Insel (allerdings gegen Gebühr).

 

Istanbul hat noch viele weitere Orte, die besichtig werden sollten. Ich habe im ersten und zweiten Teil meines Reiseberichts nur einige ausgewählt, die bei mir einen besonderen Eindruck hinterlassen haben und viele andere lohnenswerte Ziele ausgelassen (unter anderem den Ägyptischen Bazar, den großen Bazar, den Dolmabahce-Palast und den dazugehörigen Stadtteil Besiktas, das Mevlevihanesi Museum und vieles mehr…) Aber einen letzten Tipp habe ich noch: Die (Eis-)Café-Kette Mado hat mit Abstand das leckerste Eis zu bieten und ist fast an jeder Ecke anzutreffen! Ein Muss!

Fotos: Privat