Arbeiten, wo andere Urlaub machen – Teil 2
Kaum war ich aus dem Flugzeug gestiegen, schlug mir auch schon die ghanaische Sommerhitze entgegen. Zu dem Klimaschock kam schnell auch ein Kulturschock. Denn
als Weiße fällt man hier auf. Während in der Hauptstadt Accra zwar noch einige europäische Gesichter zu sehen sind, ist man nur einige Kilometer weiter eine echte Besonderheit. Selbst an der Universität in Winneba, an der von Zeit zu Zeit auch Weiße ein Auslandssemester absolvieren, schauen die ghanaischen Studenten interessiert oder fragen, woher man kommt. Doch vor allem die Kinder geraten bei einer Weißen vollkommen aus dem Häuschen. Jeden Tag schaue ich in strahlende Kindergesichter, die mir zuwinken und „Obruni! Obruni!“ (Weiße! Weiße!) rufen.
Inzwischen bin ich schon eineinhalb Wochen hier und schwärme von Tag zu Tag mehr für das Land. Wohin man auch kommt, die Menschen sind interessiert und freundlich, jeder wünscht jedem einen schönen Tag oder fragt, wie es einem geht – auch willkürliche Personen, an denen man auf der Straße vorbeiläuft. Selbst an dem für mich ungewohnten sehr scharfen und fettigen Essen habe ich inzwischen Gefallen gefunden.
Doch am meisten beeindrucken mich die Deutschstudenten. Kaum kam ich mit der DAAD-Sprachassistentin Rebekka in ihre Kurse, wurde ich auch schon herzlichst willkommen geheißen. Scheu war von Beginn an keine da und ich wurde direkt als neue Deutschlektorin angesehen. Das Niveau der Studenten liegt zwischen A1 und B1, sodass einige schon richtige Gespräche führen können. Aber auch die Anfänger sind unglaublich bemüht und vielen merkt man ihre Freude an der Sprache sofort an. Am 26. November hatte ich außerdem das Glück, an einem Treffen des „Deutschclubs“, dem alle Deutschstudenten der Universität in Winneba beitreten können, teilzunehmen. Da es das letzte Treffen in diesem Jahr war, stand der Tag natürlich unter dem Motto „Weihnachten“. Bei 35 Grad im Schatten Spekulatius zu essen und Adventsmotive zu basteln war definitiv mal etwas Anderes. Vor allem deutsche Weihnachtslieder mit 55 Ghanaern zu singen war ein tolles Erlebnis – besonders wenn die Studenten auch das Potential hätten, professionelle Sänger zu werden. Da war die Gänsehaut schon vorprogrammiert.
Ich freue mich schon sehr auf die kommenden Tage und die vielen Menschen, die ich noch kennen lernen werde. Zweieinhalb Wochen habe ich noch Zeit, so viel wie möglich über diese fröhliche und offene Kultur zu erfahren. Schon im Flugzeug erzählte mir eine Ghanaerin, dass jeder, der in dieses Land reist, immer wieder kommen wird. Und ich weiß schon jetzt: Sie hatte vollkommen recht! In einem Monat werde ich euch von meinen noch kommenden Erlebnissen berichten – dann auch mit mehr Bildern.
Bildquelle: Privat