Obruni bye, bye!

Auch am Strand von Winneba heißt es: Ziegen, wohin man auch schaut!

So sehr ich Deutschland am Anfang vermisst habe, so sehr fehlt mir nun Ghana. Seit zwei Wochen bin ich wieder in der Heimat und muss sagen: Ghana hat mich vollkommen in seinen Bann gezogen. Die Menschen, die Landschaft, das Klima und selbst das für mich zu Beginn noch gewöhnungsbedürftige Essen haben mich in jeder Hinsicht für sich gewinnen können und ich blicke nun voller einzigartiger Erinnerungen auf die vier Wochen zurück.

Obwohl ich nicht viel Zeit hatte, um durchs Land zu reisen, habe ich doch noch ein paar tolle Flecken sehen können. Absolut sprachlos hat mich ein Wochenendausflug nach Butre gemacht, einem kleinen Fischerort ca. 250 km westlich von Accra entfernt. (Wobei so eine Fahrt im Tro-Tro, dem einzigen öffentlichen Verkehrsmittel Ghanas, gut und gerne vier Stunden dauert und in Kleinbussen der „Marke Eigenbau“ ein Erlebnis für sich ist). Nie zuvor habe ich einen so traumhaften Strand gesehen – inklusive Baby-Schildkröte, die, frisch geschlüpft, ins Meer krabbelte. Solche Bilder kenne ich sonst nur aus dem Fernseher.

Butre

Auch kulturell hat der Ort einiges zu bieten. Neben einer Kanufahrt über den Fluss kann man dort zudem eine der alten Sklavenfestungen besichtigen, die während der Kolonialzeit überall in Ghana, besonders entlang der Küsten, von Europäern gebaut wurden. Obgleich Fort Batenstein eine niederländische Anlage war und die Menschen des Dorfes auf Touristen angewiesen sind, war es dennoch ein beklemmendes Gefühl, als Weiße einen solchen Ort zu besuchen. Auch sonst ist mir immer wieder bewusst geworden, welch ein Privileg es ist, im wohlhabenden Teil der Welt geboren worden zu sein. Besonders in Accra, Ghanas Hauptstadt, fällt die Kluft zwischen arm und reich, weiß und schwarz besonders auf. Denn dort leben weitaus mehr Weiße als in den restlichen Teilen Ghanas und das alltägliche Leben hat sich hier besonders auf diese Zielgruppe eingestellt. Während ich in Winneba nur lokale Lebensmittel und Gerichte – in erster Linie Reis oder Kochbananen in verschiedenen Variationen sowie Huhn oder Ziege – bekommen und gegessen habe, bietet sich in Accra eine Fülle an Supermärkten und Restaurants mit europäischem Schwerpunkt. Dabei kostet ein Stück Gouda dann auch gerne mal das dreifache des deutschen Preises.

Ein Tro-Tro in Luxusausführung mit Fernseher

Dennoch hat mich Accra absolut überzeugt. Denn wenn in meinem Wohnort Winneba der Bürgersteig am Abend gerade hochgeklappt wurde, begann in Accra erst das richtige Leben. Dort kann man an jedem Tag der Woche tanzen gehen. Und der ghanaischen Kontaktfreudigkeit zum Dank, bleibt man dabei auch nie alleine – da ist der kostenlose Tanzkurs auch direkt inklusive. Allgemein sind Ghanaer unglaublich interessiert und offenherzig. Egal wohin ich kam, beinahe jeder wollte etwas über mich erfahren oder bot mir seine Hilfe an. Obwohl mich die kommunikative Art anfangs noch überforderte, wurde sie mit der Zeit jedoch die mir liebste Charaktereigenschaft der Ghanaer. Gefolgt von der Gabe, aus jeder Situation das Beste herausholen zu können. Das zeigte sich besonders während der Präsidentschaftswahl, die am 07. Dezember stattfand und bei der allerorts die Anhänger der beiden großen Parteien (New Patriotic Part und National Democratic Congress) vor und nach den Wahlen gemeinsam Hand in Hand und voller Hoffnungen in den neuen Präsidenten miteinander auf den Straßen tanzten.

Ich wünsche diesem wunderschönen Land, dass sich die Hoffnungen erfüllen mögen und sich die Wahlversprechen für soziale Gerechtigkeit und gegen Korruption bewahrheiten werden. Ich komme auf jeden Fall wieder!

 

Fotos: Privat