Generation Y
Als Studentin sind mir die Begriffe „Leistungsgesellschaft“ und „Leistungsdruck“ nur zu gut bekannt. Es wird immer mehr verlangt: Mehr Leistung, mehr Praktika, mehr Zusatzqualifikationen, mehr Auslandssemester, mehr, mehr, mehr. Viele bekommen nicht nur seitens der Gesellschaft Druck. Ihnen stehen wortwörtlich die Eltern im Nacken und warten auf Resultate und einen Abschluss. Dass einigen jungen Menschen diese hohen Erwartungen zu viel werden, thematisierte der Tatort aus Wien am 22. Januar. Eine Thematik, der in unserer Leistungsgesellschaft kaum Beachtung geschenkt wird. Doch der letzte Tatort wirft Fragen und Gedanken zur „Generation Y“ auf.
Die Wiener Ermittler Moritz Eisner und Bibi Fellner haben es in dem Fall nicht mit Mordopfern zu tun. Sie sollen vielmehr verhindern, dass es welche geben wird. Der 22-jährige Medizinstudent David Frank verkündet via Internetvideos, dass er seine Eltern entführt hat. Dabei soll es aber nicht bleiben: Er möchte erst seine Eltern und dann sich selber umbringen. Die Videos verbreiten sich innerhalb kürzester Zeit in ganz Österreich und über die Landesgrenzen hinaus. Darin erklärt Franke auch, warum er so handelt. Er möchte die Gesellschaft über die Problematik der Generation Y informieren, die sich zunehmend unter dem Druck der Öffentlichkeit befindet. Seine Freundin Amira ist daran bereits zerbrochen und hat sich das Leben genommen. David möchte nun mit seiner Tat die Menschen wachrütteln. Er gibt den Ermittlern kleine Hinweise, darunter der Verweis auf die Soziologiedozentin Sarah Adler, aus dessen Buch „Völlig normal“ er mehrfach zitiert. In ihrem Buch spricht sie explizit über die Generation Y, oder auch Why (Warum), die zwar auf höchstem Niveau ihr Studium absolviert, sich aber früher oder später in der Arbeitslosigkeit wiederfindet. Perspektivlosigkeit und gleichzeitiger Druck führen zu Menschen wie Amira, die ihrem Leben ein Ende machen, zu David Franke, der seine Trauer zum Ausdruck bringen möchte und dazu zu radikalen Mitteln greift, aber auch zu Moritz Eisners Tochter Claudia und dessen Freund Kerem Sami Shafka, der bald in den Fall verwickelt wird…Ein Tatort, der mit zunehmender Spannung auf das Auffinden von Franke hin arbeitet und einen Blick hinter die Gedanken der Generation Y gibt. Der Tatort ist noch bis zum 29. Januar in der ARD Mediathek zu finden.
„Es zählt nicht, wer du bist, sondern was du bist“. Dieser Satz aus dem Wiener Tatort hat sich mir besonders eingeprägt. Der Mensch selbst scheint wenig wert zu sein. Seine Leistungen, seine Berufsbezeichnung, seine Auszeichnungen und sein Vermögen – all das scheint der Persönlichkeit den Rang abzulaufen. Und wer dies hinterfragt, wie die Generation Why es tut, möchte sich, wie David Franke, nicht zufrieden geben mit solchen gesellschaftlichen Missständen. Die Generation Y bezeichnet jene Generation, die zwischen 1980 und 1999 geboren wurde. Sie ist mit digitalen Medien aufgewachsen, lehnt Hierarchien, Status und Prestige ab und möchte wieder Freude und einen Sinn in ihrer Arbeit finden. Dazu gehören auch Freiräume, Selbstverwirklichung und mehr Zeit für Freunde und Familie. Sie übt Protest und Kritik an der Gesellschaft und der Regierung aus durch passiven Widerstand. Ein Leben nach ihren Vorstellungen, welches nicht unbedingt planbar ist – das ist der Wunsch der Generation Y. Eine Generation, die durch ihren stillen Protest zeigt, dass es in unserer Gesellschaft anders laufen kann und sollte!
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