Foodsharing: Lebensmittelretter auf Mission

Dass wir im Zeitalter der Verschwendung leben, ist mittlerweile (leider) überall angekommen. Ob es nun daran liegt, dass Verbraucher dazu veranlasst werden immer mehr zu kaufen, weil es angeblich zu einem modernen Lebensstil gehört oder ob es an der Methode vieler Produkthersteller liegt, entweder die Lebensdauer bestimmter Produkte bewusst einzuschränken (etwa bei Möbeln, Elektronik- und Haushaltsartikel) oder die Verbraucher mit sogenannten Wegwerfartikel (wie etwa Aluminiumpfannen, Teller, Tassen und Verpackungen) anlocken – wir mutieren immer mehr zu einer Wegwerfgesellschaft. Wo auf der einen Seite die Wegwerflaune steigt, hat sich auf der anderen Seite der Lebensmittelindustrie eine Organisation gebildet, die dagegen ankämpft. „Foodsharing“ heißt das Projekt, deren Mitglieder gegen Lebensmittelverschwendung im Einsatz sind. Was die Lebensmittelretter genau tun und wie sich jeder beteiligen kann:

Da es sich beim „Containern“ – Essbares aus Müllcontainern von Supermärkten fischen – genaugenommen um Diebstahl handelt, hat sich Foodsharing, also das Teilen von Lebensmitteln, zur legalen Alternative gebildet. Die Lebensmittelretter bauen Kooperationen mit Geschäften, Bäckereien und Märkten auf, die bereit sind, all die Lebensmittel, die normalerweise ihren „Weg in die Tonne“ gehen würden, zu teilen. Meist handelt sich bei den Lebensmitteln beispielsweise um Gemüse mit Druckstellen oder Artikel, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum nur noch wenige Tage beträgt. Die Produkte sind also keinesfalls schlecht, sondern hervorragend zum Verzehr geeignet. Bei sehr großen Mengen an „wegwerfbaren“ Produkten helfen viele Supermärkte, indem sie die ortsansässige Tafel beliefern. Bei kleineren Mengen oder auch außerhalb der Tafel-Öffnungszeiten melden sich die Verkäufer dann gerne bei den Lebensmittelrettern. Sie sind flexibel und an keine bestimmten Zeiten gebunden – außerdem kommen sie auch gerne nur für ein paar Salatköpfe oder Joghurtbecher vorbei.

Die Abholer dürfen die erhaltenen Lebensmittel zum eigenen Verzehr behalten oder sie an andere weitergeben. Wenn man jetzt als Verbraucher aber auch keine Verwendung für mehrere Salatköpfe hat, bringt man die „überschüssige“ Ware zum sogenannten „FairTeiler“. Das sind Verteilerstellen, die an bestimmten Orten aufgebaut sind und an die sich die Foodsharer kostenlos bedienen können. Hierbei geht auch nicht ums Tauschen. Ein Foodsharer muss nicht für entnommene Ware andere Ware rein stellen, es geht einzig darum, gut erhaltene Lebensmittel vor der Tonne zu retten. Auch steht im Vergleich zur Tafel nicht die Bedürftigkeit der Menschen im Vordergrund, sondern lediglich das Retten von Lebensmitteln. Auf der Netzseite der Lebensmittelretter kann auch jeder einen virtuellen Warenkorb, mit Produkten, die man sonst selbst in die Tonne werfen würde anbieten und an der eigenen Haustüre den Abholern zur Verfügung stellen.

Auf diese Weise engagieren sich die Essensretter für ihr Motto „Zu gut für die Tonne!“ und Supermärkte sparen die Kosten für die Entsorgung der „nicht repräsentativen Ware“ und halten sich auf diese Weise auch die Anhänger des „Containerns“ fern. Eine Gesellschaft braucht schließlich immer auch diejenigen, die gegen den Strom schwimmen und im Endeffekt Gutes bewirken wollen. Alleine dadurch, dass durch das Projekt auf ein Gesellschaftsproblem hingewiesen und das Bewusstsein für einen bedachteren Umgang mit Lebensmitteln aktiviert wird, ist schon etwas positives erreicht.

Bildquelle: www.pixabay.com CCO Public Domain