Das Lutherjahr 2017: Ein Exkurs

2017 ist das Lutherjahr und bedeutet für alle Arbeitnehmer Grund zur Freude: Der Reformationstag (31.10) ist in diesem Jahr ein bundesweiter Feiertag anlässlich des 500-jährigen Lutherjubiläums. Je nach Bundesland, in dem man wohnt, bedeutet das also zwei freie Tage in Folge. Doch was genau feiern wir da eigentlich und wieso huldigen wir demjenigen, der aus einer zwei Konfessionen gemacht hat? Könnt ihr den Unterschied zwischen den beiden populärsten Bekenntnissen Deutschlands, der katholischen und der evangelischen Kirche, erklären? All das wird im folgenden Artikel geklärt.

Martin Luther (1483-1546) war derjenige, der in Deutschland die Reformation anstieß. Der 31. Oktober 1517 gilt als der Tag, an dem Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche zu Wittenberg nagelte. Doch dieser Tag ist nicht der Tag, an dem sich die reformierte Kirche von der katholischen abspaltete, sondern ein wichtiger Meilenstein im Prozess der Reformation. Luthers Zeitalter stellt den Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit dar; man denke hier an die vielen wichtigen Erfindungen oder Entdeckungen dieser Zeit: Der Buchdruck ab ca. 1445 oder die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus im Jahr 1492. Die Menschheit war zu dieser Zeit aufgeweckter und informierter über viele Lebenszusammenhänge als noch zu den Anfängen des Mittelalters. Während dieser Zeit nämlich war die Rangordnung innerhalb der Gesellschaften sehr starr und viele Menschen waren sehr hörig, vor allem gegenüber Klerikern, welche die Heilige Schrift aus der Ursprungssprache Latein für die Bürger auslegten. Wie viele seiner Mitstreiter, begann Luther dies zu hinterfragen und sprach sich auch offen gegen andere Praktiken der Katholischen Kirche aus. Er lehnte zum Beispiel den Handel mit sogenannten Ablassbriefen strikt ab und hinterfragte die Unfehlbarkeit des Papstes. In Luthers Kirche, der evangelischen Kirche, steht der Mensch im Mittelpunkt. Es braucht keinen Ausleger der Schrift; Luther übersetzte die Bibel in die Sprache der Menschen, damit sie das Wort Gottes selbst hören und leben können.

Die Grundlage der Reformation bilden fünf Säulen:

  1. Sola Scriptura („Allein die heilige Schrift“) als Ursprung und Rechtfertigung des Glaubens. Die Schrift ist wichtiger als die autoritär entstandene kirchliche Tradition.
  2. Sola Gratia („Allein durch Gnade“) und ohne jegliches menschliches Bitten oder Beichten wird der Mensch von Gott gerechtfertigt.
  3. Sola Fide („Allein durch den Glauben“) wird der Mensch erlöst.
  4. Solus Christus („Allein Christus“) ist der Vorsteher der Gläubigen und nicht die Institution Kirche.
  5. Soli Deo Gloria („Dem alleinigen Gott gebührt die Ehre“) und nicht den vielen Heiligen, die die katholische Kirche kennt.

Diese fünf Grundsätze der reformierten Kirche machen heute immer noch den wesentlichen Unterschied zwischen Katholischer und Evangelischer Kirche aus. Doch bei all den Unterschieden sollte man nie vergessen, dass beide Konfessionen ein und denselben Ursprung haben und denselben Gott verehren. Beide Konfessionen haben mehr gemeinsam als man denkt. Ähnlich verhält es sich mit anderen Religionen. Das Judentum und Christentum zum Beispiel haben seit jeher eine sehr enge geschichtliche Verbindung. Das Judentum stützt seinen Glauben auf das Alte Testament, was für die Christen ja auch Teil der Heiligen Schrift ist.

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:MartinLuther-workshopCranachElder.jpg
-Gemeinfrei-