Weihnachten ohne Weihnachten?

Noch zwei Kerzen vom Adventskranz anzünden, 12 Türchen vom Kalender öffnen und nur noch 387 Mal „Last Christmas“ im Radio hören, dann ist es so weit: Weihnachten steht vor der Tür. Allerdings nicht für mich. Ich besitze dieses Jahr zwar einen Adventskalender und auch einen Christbaum, aber aus anderen Gründen wie wohl die meisten im Lande. Aber von vorne:

Seit 2011 feiern meine Familie und ich kein Weihnachten mehr. Stattdessen fliegen wir jedes Jahr über diese Zeit in den Urlaub. Bevorzugt in muslimisch geprägte Länder. Wenn schon kein Weihnachten feiern, so will man auch kulturell möglichst weit davon entfernt sein. Die häufigsten Reaktionen darauf sind übrigens: „Wie? Kein Weihnachten? Oh du arme!“ und „Oh Urlaub! Sonne! Ich will auch!“ Ich bin kein Grinch (ein Film mit Jim Carrey, der Grinch ist eine Figur, die Weihnachten hasst), ich mag die Weihnachtszeit mittlerweile wieder sehr gerne. Wir haben uns damals aus privaten Gründen dazu entschieden, das Fest nicht mehr mit unseren Traditionen wie früher zu feiern.  Meine Familie ist nicht religiös, also ist es aus der Hinsicht nie ein wichtiger Tag für uns gewesen. Aber Deutschland ist ein christliches Land und hier feiert man nun mal Jesu Geburt und stellt sich einen Tannenbaum ins Wohnzimmer, singt Lieder und verteilt Geschenke.  Ich finde bei vielen geht die eigentliche Bedeutung von Weihnachten verloren. Es ist ein Fest des Konsums geworden. Statt der besinnlichen Vorweihnachtszeit steigt der Stresspegel beim Zusammensuchen der Geschenke, der Geldbeutel jammert und man muss ja noch einen Baum besorgen, dekorieren, Plätzchen backen, das Weihnachtsessen vorbereiten und so weiter. Ich genieße die Adventszeit und verbringe trotzdem wundervolle Tage mit meiner Familie. Wir entdecken neue Kulturen, essen sehr gut und genießen eine Auszeit. Ich erfreue mich im Dezember  am Weihnachtsmarkt, den Leckereien und den schönen Lichtern in der ganzen Stadt. Den Adventskalender besitze ich wegen der Schokolade und den Gutscheinen für ein großes schwedisches Möbelhaus. Der Christbaum ist eine kleine Fichte im Topf, die mit allem dekoriert wurde, was der Dachboden noch so hergab. Er heißt Franz und wird hoffentlich noch eine Weile bei mir in der WG bleiben. So kann ich mein Brechen der Tradition weiter zelebrieren und ihn zu Ostern wieder schmücken.

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