Richtig trödeln
Weil mein Kleiderschrank und die Bücherregale überquellen und man grundsätzlich irgendwie immer zu viel von allem besitzt, habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen, mal endlich ordentlich auszumisten. Nachdem ich einiges schon in „zu verschenken“-Kisten an die Straße gestellt, Kleidung gespendet und Bücher über momox und rebuy verkauft habe, fühlte ich mich bereit für den nächsten – und aufwendigsten – Schritt: einen Flohmarktstand.
Zusammen mit einer Freundin hatte ich mich dafür schon vor einem Monat angemeldet. Zwar habe ich rechtzeitig mit dem zusammenräumen und aussortieren angefangen, einen Tag vorher war der Stress dann aber dennoch groß – und die Laune im Keller. Was man bei der Anmeldung unterschätzt: Der Aufwand ist enorm, besonders was die beanspruchte Zeit betrifft. Angefangen mit dem zusammenstellen der Kisten, über die Organisation von Wechselgeld und Extras wie Kleiderstangen und Deko, bis hin zum Verkaufstag selber kommen so etliche Stunden zusammen.
Dabei hatten wir immerhin noch einen großen Vorteil: Wir mussten weder früh aufstehen noch in der Kälte den ganzen Tag draußen ausharren. Denn wir haben uns für einen Nachtflohmarkt entschieden, der am 17. März im Depot in Dortmund stattfand. Die Halle, in der früher Straßenbahnen geparkt wurden, überzeugte uns direkt. Neben einem Café und einem Theater beherbergt das Gebäude auch ein Kino, alles an der langen Halle gelegen, in der auch der Flohmarkt stattfand. Der Verkauf von Trödel und Klüngel wird so vielmehr zu einem Gesamtkonzept, ergänzt durch Live-Musik und einen DJ. Dass im Sinne des NACHTflohmarkts auch noch die Deckenbeleuchtung ausgeschaltet und stattdessen die Stände individuell von den Verkäufern beleuchtet werden, rundet das Erlebnis perfekt ab.
Ohne Frage, einen besseren Einstieg in den Trödelverkauf hätten wir nicht wählen können. Dennoch kann ein solcher Tag ziemlich anstrengend werden kann. Nach Ankunft und Anmeldung dauerte es anderthalb Stunden, bis wir alle Kisten reingetragen hatten und der Inhalt auf dem Tisch ansprechend verteilt war. Dabei gilt: je schöner der Tisch, desto größer das Interesse. Nicht weniger wichtig ist natürlich auch, was verkauft werden soll. Sich die Zielgruppe bewusst zu machen, ist das A und O für einen gewinnbringenden Verkauf. Dass ein Nachtflohmarkt nicht unbedingt Kinder anzieht, hatte wohl der Nachbarstand nicht bedacht, der ein riesiges Barbie-Haus loszuwerden versuchte. Auch Stehleuchten sind nicht unbedingt ein Verkaufsschlager, wenn man bedenkt, dass viele der Besucher zwischen zwei Kneipengängen vorbeikommen. Was also an einem Sonntagmittag funktioniert, muss nicht zwingend an einem kalten Märzabend zum Erfolg führen.
Auch zu berücksichtigen ist das eigene Erscheinungsbild. Wer müde und mürrisch auf einem Stuhl verharrt, verkauft unweigerlich weniger. Ich bin zwar selber nicht der Typ Mensch, der jedem potentiellen Käufer einen Knopf an die Backe quatscht, aber nett lächeln und Kommunikationsbereitschaft zeigen muss schon drin sein, wenn man tatsächlich etwas verkaufen will. Und da wäre ich auch schon beim wichtigsten Punkt: dem Verhandeln. Ohne zu feilschen geht auf einem Flohmarkt einfach gar nichts. Wer das nicht kann, wird es schnell lernen (müssen). Und wenn man dann erstmal angefangen hat, geht der Rest eigentlich ganz von allein…
Foto: eigene Datei