Über den Cologne Song Contest

Ich bin ein sehr entspannter und gelassener Mensch. Doch ein Thema lässt mich – leider immer häufiger – aus der Haut fahren. Neulich war es wieder so weit. Nichts ahnend öffne ich ein soziales Netzwerk und stoße auf einen digitalen Zeitungsartikel über einen lokalen Liederwettbewerb. „Lokaler Liederwettbewerb“, das ist verständlich, oder? Genauer gesagt ist es der Kölner Liederwettbewerb, der sich aber – und hier fahre ich aus der Haut – „Cologne Song Contest“ nennt.

Die Idee dahinter ist gut. Schulklassen oder sonstige Gruppen im Alter von 6 bis 18 schreiben unter Aufsicht eines Erwachsenen (Lehrer, Erzieher) ein Lied und nehmen es auf. Die Gewinner des Wettbewerbs dürfen ihr Lied öffentlich vortragen und erhalten eine Urkunde. Die Lieder sollen sich mit dem Thema „Fair Trade“ beschäftigen. Die Kinder sollen sich mit Nachhaltigkeit und fairem Handel auseinander setzen. Bei so einem international klingenden Wettbewerb darf natürlich auch das Thema keinen simplen deutschen Begriff abbekommen. Der kaum reflektierte Titel wurde seitens der Veranstalter gewählt, um Internationalität zu vermitteln und dem jugendlichen Zeitgeist zu entsprechen. Aha. Es kommt „cooler“ bei den „Teens“ an, wenn die „Hometown“ nicht mehr Köln, sondern „Cologne“ heißt. Ich möchte schreiend um mich schlagen. An dieser Stelle sei noch einmal betont, dass es sich um ein lokales Projekt handelt, dass in erster Linie nichts mit der englischsprachigen Welt zu tun hat, außer, dass die Lieder auch in englischer Sprache vorgetragen werden dürfen. Aber weil die Jugendlichen es bevorzugen, deutsche Wörter durch englische zu ersetzen, muss die Erwachsenenwelt das natürlich unterstützen. In meinen Augen spricht nichts gegen einen „Kölner Liederwettbewerb“ oder meinetwegen auch einen denglischen „Kölner Song Contest“. Bei diesen Titeln weiß trotzdem jeder worum es geht, die Idee dahinter bleibt und vor allem die Jüngeren, die noch gar kein Englisch können, können es auch richtig aussprechen. Mit dem Zeitgeist gehen ist schön und gut und auch wichtig, aber meines Erachtens nach nur in Maßen. Ich finde nicht, dass man die Panscherei von Anglizismen und Denglisch durch das Auswählen solcher Titel weiter anheizen muss.

Wer sich trotz des Titels für den Wettbewerb interessiert, findet hier weitere Informationen.

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