„Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna“

Mister_Gott-206x300Dies ist nicht mein theologischer Beitrag zum Thema Papstrücktritt oder Fastenzeit, das ist eins meiner Lieblingsbücher.
In „Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna“ kommen schon Engel und auch mal Petrus vor, aber wer es nur als religiöse Kinderliteratur beschreibt, der verschweigt einiges.
Das Spannende an diesem Buch beginnt schon bei dem Autor. Wer hinter dem Pseudonym „Fynn“ steht, ist immer noch unklar; Sydney George Hopkins war mal im Gespräch.
1974 erschien das Werk „Mister God, This Is Anna“ auf Deutsch und erfreut sich seither großer Beliebtheit – keineswegs nur bei Kindern und Jugendlichen.
In 27 Kapiteln wird Annas Geschichte vom sechsten bis zu ihrem neunten Lebensjahr erzählt. Anna ist fünf Jahre alt, als sie von Zuhause ausreißt und bei dem 14 Jahre älteren Fynn und seiner Mutter unterkommt. Das kleine Mädchen hat bisher eine unschöne Kindheit gehabt, es denkt viel nach und fragt auch nach. Fynn und Anna werden Freunde. Diese Freundschaft hat mich zunächst ziemlich verwirrt, weil der Altersunterschied und Annas Sehnsucht nach Geborgenheit mich in eine ganz andere Richtung gelenkt haben. Umso überraschter und schöner konnte ich später an der besonderen Freundschaft teilhaben.
Es ist ein Buch, das nachdenklich macht. Ehrlich gesagt, hat es auch kein klassisches „Happy End“, aber es fasziniert. Anna spielt mit Gedanken, mit Sprache und mit dem Leben auf eine ganz eigene, kindliche und doch philosophische Weise. Eine Fortsetzung gibt es übrigens auch, „Anna schreibt an Mister Gott“.

Sie sagte: „Fynn, du hast mich lieber als irgendwer sonst, und ich dich auch lieber als irgendwer sonst. Aber mit Mister Gott ist das anders. Siehst du, Fynn, Leute lieben von außen rein, uns sie können von außen küssen, aber Mister Gott liebt dich innen drin und kann dich von innen küssen, darum isses anders. Mister Gott ist nicht wie wir. Wir sind bloß ein bisschen wie er. Aber nicht sehr viel.“ (HMG S. 33)

Fynn: „Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna“
Fischer Taschenbuch Verlag
171 Seiten
5,95 Euro