Achteinhalb Jahre

Wer macht sich schon Gedanken über die letzten achteinhalb Jahre seines Lebens? Gerade in den jüngeren Jahren hat man doch nicht wirklich Lust, über die Erlebnisse der letzten 8,5 Jahre nachzudenken, oder? Wenn ich mir vorstelle, ich solle die Jahre zwischen dem 10. und dem 18. Lebensjahr resümieren, bekäme ich erst recht Schwierigkeiten, da ich das 18. Lebensjahr schon lange hinter mir gelassen habe. Aber warum auch sollte ich mich mit dieser Altersspanne auseinandersetzen? Was würde das bringen?

Was das bringen soll, kann nur jeder für sich selbst entscheiden, denn jeder hat eine andere Vergangenheit und eine eigene Haltung dazu. Aber interessant ist es schon, seine Kindheit und das Jugendalter einmal Revue passieren zu lassen, denn ist nicht genau die Zeitspanne zwischen dem 10. und 18. Lebensjahr so wahnsinnig spannend? Mit ca. 10 Jahren steht der Schulwechsel in die weiterführende Schule an, welches mit einer gehörigen Portion Spannung verbunden ist. Mit ca. 14 Jahren (manche früher, manche später) findet man das jeweils andere Geschlecht nicht mehr ätzend, sondern interessant und es entwickeln sich erste Verliebtheitsgefühle – auch hier verbunden mit einer ganzen Menge Spannung. Während man sich seinem ersten Verliebtsein widmet und die ganze Welt umarmen möchte, befindet man sich im Bestfall in einem guten sozialen Umfeld, Mutter und Vater haben Verständnis und freuen sich mit, achten aber gleichzeitig auch darauf, dass man schön brav die Schularbeiten erledigt und abends nicht zu lange auf bleibt. Die Freunde sind super, man kann sooo viel miteinander erleben – Hobbys, die ersten Partys – na ja, natürlich immer altersangemessen 🙂 und mittendrin die erste Freundin oder der erste Freund. Hier lockere ich einmal die Altersspanne von 14-18 Jahren. Zudem ist das die Zeit (zumindest heutzutage) für den ersten Alkohol, die erste Zigarette, aber auch für erste Überlegungen, was später beruflich aus einem werden soll.
Alles in allem kann man es in diesem Alter kaum erwarten, endlich richtig erwachsen zu sein; dementsprechend feiert man seinen 18. Geburtstag ausgelassen und freut sich über den Eintritt ins Erwachsenenalter.
Wie ist es aber, wenn diese Zeit nicht so abläuft, wie man es gerne hätte? Wie ist es, wenn man seiner Familie entrissen wird und man eingesperrt im Kellerloch groß wird? Wie ist es, wenn man unter Angst und Prügel aufwächst, dazu bei einem wildfremden Mann, der einen aus Strafe über einen längeren Zeitraum hungern lässt? Vielleicht unvorstellbar?? Stimmt! Aber trotzdem ist es wahr!
Wer kennt nicht die schreckliche Geschichte der Natascha Kampusch, der genau diese Dinge passiert sind? Ihre Geschichte ging zuerst durch die Medien, dann kam ein Buch und nun wurde ihr Leben in der besagten Alterspanne verfilmt. Viele stoßen sich an dem, für sie übertriebenen, Medieninteresse und dem offenen Umgang mit diesem geführten Leben. Aber mal ehrlich! Welcher Prominente, der eine schlimme Krankheit überwunden hat, wurde nicht wochenlang im Fernsehen gesehen, hat kein Buch über seine Krankheit herausgebracht und niemand hat sich ernsthaft beschwert? Man nennt das Aufklärung. Und nun, wo einem Mädchen so schlimme Dinge widerfahren sind, soll keine Aufklärung stattfinden? Warum nicht?

Ich halte es für absolut nicht verwerflich, wenn sich jemand mit diesen Erfahrungen dazu entschließt, über die Öffentlichkeit die Erlebnisse zu verarbeiten und mit diesen Themen Aufklärung zu betreiben.
Von mir gibt es für so viel Stärke und Mut den Daumen ganz weit hoch!!!