Komm, lieber Mai – F(f)este feiern

Der Mai, sonnig, warm und frühlingshaft, Vorgeschmack auf den Sommer, ist auch als Wonnemonat bekannt. Mit der Freude hat die Wonne allerdings ursprünglich gar nichts zu tun, denn laut dem Literaturwissenschaftler der Freien Universität Berlin Prof. Dr. Bernd Balzer geht der Begriff„zurück auf althochdeutsch (8. bis 11. Jh.): wunnimanod oder winnimanod, und winni bedeutete Weide.“ [1] Im Mai, dem „Weidemonat“, wurde das Vieh also nach der Winterzeit wieder auf die Weide gelassen. Der Begriff sei aber bereits im Mittelalter umgedeutet worden. Nicht verwunderlich, dass der Mai in vielen Liedern besungen wird, wie in den folgenden ersten Versen des Sommerliedes 30 von Neidhart:

Meie, dîn        liehter schîn

und diu kleinen vogelîn

bringent vröuden vollen schrîn

daz si willekomen sîn! [2]

(übersetzt: Mai, dein helles Licht und die kleinen Vögelein bringen einen Schrein voller Freude. Oh, dass sie willkommen seien!)

Zum Freudenmonat gehören wie die Lieder und Musik auch viele Feste, beginnend mit der Nacht zum ersten Mai, der Walpurgisnacht, über den Himmelfahrtstag bis hin zum Pfingstfest. Die meisten großen mittelalterlichen Hoffeste fanden zu Pfingsten statt, weshalb Wolfram von Eschenbach im „Parzival“ schon über die Artus-Sage konstatiert: „Der maien-selige Artus, was man auch immer von ihm erzählt, immer spielt es zu Pfingsten oder in der Blütezeit des Maies.“ [3]

Eine weniger lange Tradition hat der Muttertag, der seit 1923 in Deutschland am zweiten Sonntag im Mai gefeiert wird. Und wenn wir auf Traditionen noch jüngeren Datums schauen wollen, sei an dieser Stelle noch an den vierten Mai erinnert, der seit 2011 gefeiert wird.

Was ist da?

Weltweiter Star Wars Tag! Und weshalb genau an diesem Tag? „May the 4th“ ähnele laut dem Deutschen Patent- und Markenamt in der Aussprache dem wohl bekanntesten Satz der Weltraum-Saga: „May the force be with you“ („Möge die Macht mit dir sein!“) [4]. Wenn das mal kein Grund zum Feiern ist!

In diesem Sinne: Feiert schön, egal an welchem Tag im Mai. Schließlich gibt es (fast) immer einen Anlass!


[1] Tagesspiegel-Beilage der Freien Universität Berlin vom 21.05.2005, S. 1 (https://www.fu-berlin.de/presse/publikationen/tsp/archiv/2005/ts_20050521/index.html)

[2] aus: Die Lieder Neidharts. Hrsg. von E. Wießner und H. Fischer. Tübingen 1984 (= Max Neimeyer Verlag). S. 57

[3] Artûs der meienbære man, swaz man ie von dem gesprach, zeinen pfinxten daz geschach odr in des meien bluomenzît. (W.v. Eschenbach, Parzival 281, 16-20. zit. nach: J. Bumke: Höfische Kultur. Band 1. München 1992 (= dtv-Verlag). S. 282, Fußnote 25.

[4] https://www.dpma.de/dpma/veroeffentlichungen/hintergrund/ganzbesonderetage/starwarstag/index.html