Wenn Jugendliche ein Zeichen setzen …
Wenn ich Nachrichten schaue oder höre, bin ich manchmal schockiert, oft traurig und nicht selten frustriert. Der ständige Strom an negativen Nachrichten stimmt mich meist nachdenklich und vermittelt mir ein Gefühl von Machtlosigkeit. Natürlich gibt es auch Positives zu berichten, doch wohin man auch schaut, es gibt zu viele Konflikte auf unserem Fleckchen Erde. Frustration folgt oft, wenn ich ein Problem erkenne, dessen Lösung meines Erachtens eigentlich auf der Hand liegt und ich dann doch merke, dass nichts getan wird. Dieses Gefühl überkam mich auch nach der Schießerei an einer amerikanischen Schule in Florida Anfang des Monats. Die Tragödie an der Highschool wird wahrscheinlich nicht viel an der freien Verfügbarkeit von Waffen in Amerika ändern. Erst wird eine Debatte über strengere Waffengesetze ausgelöst, geändert wird dann aber doch nichts… Doch dieses Mal ist etwas anders, dieses Mal erheben Schüler ihre Stimmen und machen deutlich, dass sie ein „Nein“ zu einem schärferen Waffenrecht nicht akzeptieren. Mit Erfolg…
Ich war erstaunt und inspiriert, wie mutig und kämpferisch sich viele amerikanische Jugendliche in den vergangenen Tagen den Fernsehkameras und Politikern gestellt haben. Sie haben leidenschaftliche Reden gehalten, protestiert und Politiker (wie den republikanischen Senator Marco Rubio) in einer Frage- und Antwortrunde herausgefordert. Man merkt diesen Schülern an, dass sie an das, was sie vortragen, auch glauben. Sie sind authentisch und logisch. Die Jugendlichen sprechen aus, was die meisten denken. Sie richten ihre Worte mutig und direkt an Waffen-Befürworter und an die Waffenlobby: „Schämen Sie sich!“, oder „Schauen Sie mir in die Augen und versichern Sie, dass Sie keine Geldspenden von der Waffenlobby annehmen!“, sind einige solcher Beispiele. Sie fühlen den Politiken auf den Zahn, kritisch und scharf.
In den Sozialen Medien rufen Jugendliche zu landesweiten Proteseten auf. Nach dem Protest direkt vor dem Weißen Haus in Washington sollen viele weitere unter dem Motto „Never again“ (Nie wieder) oder „March for our lives“ (Marsch für unser Leben) folgen. Sie zeigen ganz klar: Wir lassen uns nicht mehr für dumm verkaufen. Der Druck, der vor allem auch über die Sozialen Medien ausgeübt wurde (#boykottNRA), führte nun dazu, dass viele bekannte Unternehmen die Zusammenarbeit mit der mächtigen Waffenlobby in den USA beendet haben. Einige Politiker und Waffen-Befürworter haben angekündigt, ihre Haltung zu überdenken, nachdem Sie die Schüler angehört haben. Hoffen wir, dass die Reaktionen ernst gemeint sind und umgesetzt werden.
Wenn auch unter tragischen Umständen, die Überlebenden der Tragödie und auch viele weitere Jugendliche setzen ein Zeichen von Hoffnung. Sie sind eine Inspiration und zeigen, welche Macht sie besitzen. Ich hoffe, dass diese Jugendlichen nicht aufgeben werden, dass sie weiter Druck ausüben und dort zu Änderungen auffordern, wo es Erwachsene verpassen. Ich hoffe, dass sie nicht aufhören, andere für ihre Ideen zu begeistern, zu mobilisieren und Haltung zu zeigen. Ich hoffe, dass sie viele andere Jugendliche dazu ermutigen, für ihre Überzeugungen einzustehen – weltweit. Kindern gehört die Zukunft.
Ausschnitt aus der Rede von Emma Gonzales, Amoklauf-Überlebende: Rede
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