Sic transit gloria mundi – Wie Weihnachten seinen Glanz verlor
Die Vorweihnachtszeit gilt als Zeit der Vorfreude: Weihnachtsmärkte, Besinnlichkeit sowie der Glanz und das Wunder um eine rundum magische Zeit. Jedoch scheinen die Bräuche, die einst größer, bunter und bedeutungsvoller waren, verblasst im Angesicht des ständigen Konsums und der Kommerzialisierung der Menschlichkeit.
Hat Weihnachten im Laufe der Zeit tatsächlich seinen Glanz verloren, oder sind wir lediglich erwachsen geworden?
Dass man als Kind (idealerweise) ein sorgenfreieres Leben genießt, im Gegensatz zu den Verantwortungen eines eigenständigen Lebens, ist nicht ungewöhnlich. Tatsächlich könnte man sagen, dass die Magie der Weihnachtszeit sich der Magie der Kindheit bedient. Stress, Konsum, finanzielle Belastung und soziale Spannungen sind etwas wovor Kinder, zu guter Recht, geschont werden.
Doch abgesehen von dieser Entzauberung durch den Verlust der kindlichen Perspektive, haben sich die Traditionen und die Atmosphäre geändert? Hat sich die Gesellschaft und dessen Stellung zum Weihnachtsfest verändert?
Es scheint fast so, als würde die Werbung und der ständige Aufruf von „Deals!“, „Sales!“ und „Angebote!“ das Bild vom Weihnachtsfest – zumindest in der heimischen Großstadt – dominieren.
In einer Gesellschaft, die ständig nach Optimierung, Effizienz und Schnelllebigkeit strebt, bleibt die Nächstenliebe unweigerlich auf der Strecke. So gab nicht zuletzt der CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Friedrich Merz bei einer Spendengala für Kinder in Not an, dass er seine Spendensumme von künftigen Umfragewerten der Union abhängig machen wolle. Auch wenn er letztendlich 4000 Euro spendete, bleibt ein ungutes Gefühl im Magen.
Ist es so weit gekommen, dass wir Menschlichkeit mittlerweile nur noch transaktional anbieten?
Wenn ich in meinem Umfeld frage, „freut ihr euch auf die Weihnachtszeit?“ geht meist nur ein leises Raunen durch die Menge. Der Glanz scheint vergangen zu sein. Sozialer Druck, finanzielle Belastung und der Erzwingen einer gekünstelten Besinnlichkeit zum Jahresende sind die häufigsten Begründungen für die fehlende Vorfreude.
Dabei könnte man anhand dieses Beitrags meinen, dass ich selbst kritisch gegenüber hiesigen weihnachtlichen Traditionen stehe.
So ist es jedoch das genaue Gegenteil.
Ich liebe die Vorweihnachtszeit und auch wenn sich der Alltag heute nicht mehr allzu besinnlich gestalten lässt – durch private Einschnitte, das tägliche Lesen der Nachrichten oder der gereizten Stimmung einer immer unzufriedener werdenden Gesellschaft – finde ich es wichtig und richtig die Magie der Weihnachtszeit auch in den kleinen Dingen zu finden.
Der gemeinsame Besuch eines Weihnachtsmarkts, das Basteln von Geschenken und das Backen von weihnachtlichem Gebäck ist für mich viel wichtiger als das Anhäufen teurer Geschenke oder das opulente Dekorieren der Wohnung für eine große Feier.
Was bleibt also von der Magie?
Ein großes Fest mit vielen Menschen (die untereinander zwar zerstritten sind, aber dennoch an Weihnachten zusammenfinden) habe ich eingetauscht gegen einen ruhigen Weihnachtsabend zu zweit.
Das Geben, die Gemeinschaft und die Liebe stehen im Vordergrund.
Und genau so sollte es doch sein.
Foto: Chris Spencer-Payne auf Pixabay