Sonne und Beton – Roman und Verfilmung im Blick

Nicht selten werden Bücher und Filme von Personen veröffentlicht, die der Öffenlichkeit eher aus anderen Branchen bekannt sind. Felix Lobrecht ist so Jemand, er ist ein deutscher Stand-up-Comedian und Podcaster, der mit Gemischtes Hack große Bekanntheit erlangte. 2017 veröffentlichte er seinen Debütroman „Sonne und Beton“, in dem er eigene Erfahrungen aus der Berliner Gropiusstadt verarbeitet. Das Buch wurde 2023 verfilmt und erreichte so ein noch breiteres Publikum.

Felix Lobrechts Roman „Sonne und Beton“ erzählt vom Leben jugendlicher Freunde in der Berliner Gropiusstadt, einem Viertel, das für viele als Sinnbild sozialer Härte gilt. Im Zentrum stehen vier Jungs – Lukas, Gino, Julius und Sanchez –, die sich in den Sommerferien zwischen Langeweile, kleinen Delikten, Gewaltandrohungen und Perspektivlosigkeit durchschlagen. Als ihnen Fahrräder gestohlen werden, planen sie einen Einbruch in ihre Schule, um an Geld zu kommen. Lobrecht verarbeitet in seinem Debütroman viel Autobiografisches, er kennt das Viertel und den Ton seiner Figuren aus eigener Erfahrung. Das verleiht dem Text eine Authentizität, die selten ist: Die Sprache ist klar, schnörkellos, orientiert sich am Slang der Jugendlichen und wirkt zugleich humorvoll, bitter und manchmal brutal. Es entsteht ein atmosphärisches Porträt von Jugend am Rand der Stadt, das Fragen nach Chancengleichheit, sozialer Gerechtigkeit und Freundschaft aufwirft, ohne moralisch zu belehren oder zu verklären.

Die 2023 erschienene Verfilmung von David Wnendt bringt diese Welt auf die Leinwand. Sie hält sich in Grundzügen eng an den Roman, fängt aber vor allem die Energie und Dynamik der Jugendlichen ein. Durch das Medium Film wird das Setting – Betonbauten, Spielplätze, Hitze, enge Wohnungen – greifbar und erfahrbar. Die jugendlichen Hauptdarsteller, größtenteils Newcomer, spielen mit einer Direktheit, die die Authentizität des Buches aufgreift und weiterträgt. Wnendt setzt stärker auf visuelle und musikalische Verdichtung als auf lange Dialoge, was dazu führt, dass einige innere Konflikte, die im Roman über Gedanken und Erzählperspektive vermittelt werden, im Film eher angedeutet bleiben. Gerade dadurch entsteht aber ein roher Realismus, der der Vorlage gerecht wird. Die Handlung wirkt filmisch stringenter und fokussierter, während das Buch sich mehr Zeit für Episoden nimmt und stärker das Gefühl eines heißen, endlosen Sommers vermittelt.

Am Ende bleibt „Sonne und Beton“ in beiden Versionen vor allem eines: eine lebendige Geschichte über Jugend, Freundschaft und das Aufwachsen in einem Umfeld, das viel Kraft abverlangt. Der Roman erlaubt tiefere Einblicke in Gedanken und Sprache der Figuren, der Film macht Atmosphäre und Ort unmittelbar erfahrbar. Beide ergänzen sich und zeigen, dass Lobrecht mehr ist als nur Stand-up-Comedian. Ein nettes Detail für Fans: Im Film hat er selbst einen kurzen Gastauftritt – ein kleiner Wink an sein eigenes Werk. So wirkt „Sonne und Beton“ nicht belehrend oder pathetisch, sondern wie ein ehrlicher, direkter Blick auf eine Lebenswelt, die selten so authentisch erzählt wird.

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