Kennt Ihr sie noch, die Stadtbücherei?

Zwei bis drei Mal im Monat mache ich einen Abstecher in die Stadtbücherei meines Wohnortes. Ich liebe diese Atmosphäre, die ich irgendwo zwischen andächtiger Stille und aufgewecktem Stöbern verorten würde. Die Vertreter der ersten Gruppe sind meist Senioren, die der zweiten sind Kindern. Eine Altersgruppe, die dazwischen liegt, sucht man oft vergeblich. Entweder hat meine Generation den Anspruch entwickelt, die heimischen Bücherregale mit selbst erstandenen Werken zu füllen, oder – und das ist leider  librarywahrscheinlicher – sie hat das Interesse am Lesen verloren.

Dabei fehlt oftmals nur ein kleiner Anstoß, um ein gutes Buch dem allabendlichen Fernsehprogramm vorzuziehen. Nichts kann fesselnder sein als ein spannender Thriller oder eine tragische Liebesgeschichte. Sämtliche Gefühlswelten können auf nur wenigen Seiten durchlebt werden und die Geschichten einen zuweilen so in den Bann ziehen, dass man trotz maximaler Müdigkeit noch bis in die Nacht hinein weiterliest.

Gut, nun sind Geschmäcker einfach unterschiedlich und Literatur nicht jedermanns Sache. Aber in einer Bücherei gibt es so viel mehr zu entdecken als nur Belletristik, Kochbücher oder Reiseführer. Neben einer Vielzahl von Zeitschriften und Zeitungen zu jeglichen Themen, findet man dort beispielsweise auch Hörbücher, Anleitungen für scheinbar alle Bereiche handwerklicher und künstlerischer Arbeit sowie Fachliteratur über jede erdenkliche Sportart. Nicht selten haben Büchereien inzwischen auch Fitness-DVDs in ihr Sortiment aufgenommen. Doch auch die Auswahl normaler Spielfilme ist größer als man annimmt und wird durch Neuerscheinungen stets aktualisiert. Gleiches gilt für das enorme Musikangebot, das in der Regel von Klassik über Schlager bis hin zu Pop und Rock jede Richtung abdeckt. Auch wer seine Sprachkenntnisse erweitern oder auffrischen möchte, dem bieten kompakte Lernprogramme für jedes Niveau zahlreiche Möglichkeiten. Hinzu kommen noch unzählige kulturelle Angebote wie Lesungen und Vorträge, die in der Regel kostenlos von der Stadt angeboten werden.

Stöbern lohnt sich! Das interessant gestaltete Buchcover erst einmal in der Hand gehabt, vermag einen der Klappentext ja vielleicht direkt in den Bann zu ziehen. Und ehe man sichs versieht, hat man seinen neuen Lieblingsroman in nur wenigen Stunden verschlungen. Oder eine neue Band für sich entdeckt. Und dann auch noch Anregungen für die eh anstehende Wohnungsrenovierung gefunden. In fabelhaften Bildbänden neue Reiseziele aufgespürt. Stricken gelernt. Oder doch erst italienisch Kochen? Schmuck nicht nur selber gemacht, sondern auch anschließend mithilfe von Kreativbüchern wunderschön verpackt. Und Schach wollte man doch auch schon immer mal lernen. Und… Und… Und…

 

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