Las Chicas del Cable – Telefonistinnen in den goldenen Zwanzigern
Serientipp
Madrid, 1928 – vier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, begegnen sich als Telefonistinnen in der aufstrebendsten Telekommunikationsgesellschaft Spaniens. Aber nicht nur die Firmenpläne, das Telefonieren über Kontinente hinweg für jedermann möglich zu machen, sind aufstrebend. Der Wunsch nach Emanzipation, Eigenständigkeit und Freiheit ist es, der die vier Protagonistinnen der spanischen Netflix-Produktion Las Chicas del Cable antreibt. Wie schwierig dies Ende der 1920er Jahre noch war, welchen persönlichen wie gesellschaftlichen Hindernissen und Herausforderungen sie sich stellen müssen, um ihr Glück zu finden, zeigt die Serie mit aufwendigen Bildern, atemberaubenden Kostümen und talentierten Schauspielerinnen.
Die Serie ist eine Mischung aus Krimi- und Liebesgeschichte. Die eigentliche Hauptfigur der Serie ist Alba (später auch Lidia genannt), die ihrem Leben als Prostituierte in den Salons Madrids entfliehen will. Ihr Vorhaben einen Neunanfang in Argentinien zu wagen, versucht sie durch Diebstähle an ihren wohlhabenden Kunden in die Tat umzusetzen. Als sie aber fälschlicherweise eines Mordes bezichtigt wird, muss sie sich auf einen schmutzigen Deal mit dem Kommissar einlassen. Sie schleust sich als Telefonistin bei der Telekommunikationsfirma ein, um heimlich deren Tresor auszurauben. Währenddessen lernt Alba, die in ihrer Vergangenheit oft auf sich allein gestellt war, die drei weiteren Hauptfiguren kennen und merkt, durch die sich entwickelnde Freundschaft, dass Geld und Egoismus vielleicht doch nicht alles im Leben sind. Die anderen drei, das sind Marga, die Unschuld vom Lande, die in der Hauptstadt in eine für sie völlig neue und unbekannte Welt trifft. Die reiche Tochter Carlota, die aus dem goldenen Käfig ihres Elternhauses entfliehen will und selbstständig als arbeitende Frau ihr Leben leben möchte. Die letzte im Bunde ist die verheiratete Àngeles, die schon länger als Telefonistin arbeitet, und deren Ehemann vehement darauf besteht, dass sie Zuhause bei ihrer kleinen Tochter bleibt.
Zu allem Ärger, den Alba mit der Polizei hat, begegnet sie in der Firma ihrer verloren geglaubten Jugendliebe Francisco, der mit der Tochter des Firmenchefs verheiratet ist. Über zu wenig dramatische Wendungen, können sich die Zuschauer der Serie nicht beklagen. Intrigen, prügelnde Ehemänner, erste Lieben und lesbische Beziehungen sind nur einige der vielen Plotstränge. Manchem mag das zu viel oder übertrieben erscheinen, doch macht diese Dramatik den Reiz der Serie aus. Genau wie der Glitzer auf den Kleidern oder das Rot der Lippen passt die Dramatik von Las Chicas del Cable zum Pomp der Zwanziger. Dass die Serie sich aber vor allem mit dem Kampf der damaligen Frauen um Gleichberechtigung und Freiheit beschäftigt, macht sie zu einer Hommage an all die Frauen, die damals den Grundstock für die heutige Emanzipation gelegt haben und animiert die Zuschauerinnen gleichzeitig dazu, sich auch weiterhin für die Rechte des weiblichen Geschlechts einzusetzen.
Wen der Glanz und Glamour der goldenen Zwanziger begeistert, wird Las Chicas del Cable lieben. Die ersten beiden Staffeln der Serie sind auf Netflix zu sehen. Alle, die des Spanischen mächtig sind, können die Serie natürlich auch im Original anschauen.