„Es tut mir leid, Pocahontas“

Vielleicht habt ihr diese Liedzeile ja schon einmal gehört. 2016 lief das Lied „Pocahontas“ rauf und runter. Schuld daran sind vier Mittzwanziger. Die Kölner Musikergruppe Annenmaykantereit wurde 2011 von Christoph Annen, Henning May und Severin Kantereit gegründet. Anfangs waren sie noch zu dritt als Straßenmusiker unterwegs, später stieß der Bassist Lars Lötgering hinzu, der 2014 durch Malte Huck ersetzt wurde. Ihr erstes Album haben sie noch selbst aufgenommen und wird von der Gruppe im Nachhinein nicht als „richtiges“ Album angesehen. Mit den Liedern „Oft gefragt“ und „Pocahontas“ sind Annenmaykantereit schließlich auch einem breiten Publikum bekannt geworden. Im März 2016 erschien ihr erstes Studioalbum „Alles nix konkretes“, das sofort auf Platz 1 der deutschen und österreichischen Albumrangliste einstieg.

Am 7.12. erschien ihr zweites Studioalbum „Schlagschatten“, das ihnen – wie ihr Debütalbum – sehr gut gelungen ist. Oft ist es schwierig, den Erwartungen standzuhalten, wenn das erste Album ein großer Erfolg war. Annenmaykantereit geben darauf allerdings nicht viel und zeigen mit dem neuen Album, dass sie sich nicht verbiegen lassen und sich und ihrer Musik treu bleiben. Der Klang und die erzeugte Stimmung sind sich also recht ähnlich, das neue Album wirkt jedoch etwas aufgeräumter, erwachsener und noch etwas melancholischer.

Mehrere Wochen verbrachten die Musiker gemeinsam in einem Haus in Spanien, wo sie Tag und Nacht für ihr neues Album übten, komponierten und die Lieder aufnahmen. Diese leichte spanische Zartheit, das entspannte Leben in der Sonne, merkt man an vielen Stellen des Albums, viele Lieder sind seicht und leicht laden zum Entspannen und Verweilen ein.

Mit dem Lied „Weiße Wand“ bringen die Kölner eine politische Note auf das Album. Henning May singt „Irgendwas hat sich eingebrannt, Flüchtlingskrise fühlt sich an wie Reichstagsbrand“. Direkt nimmt er diese klare Aussage jedoch wieder zurück „auch wenn ich das nicht vergleichen kann“. Die anderen Lieder handeln von Liebe, Zusammenhalt und Gedanken zum Leben. Aber auch das Thema Drogen wird in dem Lied „Schon krass“ von Annenmaykantereit mit wenigen Worten sehr stark thematisiert.

Insgesamt ist das zweite Studioalbum von Annenmaykantereit ein gut gelungenes Folk-Pop-Rock-Werk, dass eine außergewöhnliche Symbiose zwischen Melancholie und Heiterkeit, zwischen Leichtigkeit und Trägheit schafft und aufgrund dessen eine Bereicherung für die deutsche Musikszene darstellt.

Foto: Stefan Brending /, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60518201