Von Aufräummethoden und ihrer Sinnhaftigkeit

Feiertag, Brückentag, Wochenende. Vier freie Tage – ich habe mir vorgenommen, die freie Zeit zu nutzen, um etwas Ordnung in meiner Wohnung zu schaffen und endlich mal richtig aufzuräumen. Nicht dass es sonderlich unordentlich wäre – nein, es geht vielmehr um die Dinge, die man schnell in Schränken verstaut, wenn man gerade nicht genug Zeit zum Aufräumen hat. Die häufen sich irgendwann an und verstecken sich dort. Aus den Augen, aus dem Sinn. Irgendwann fallen sie mir aber doch wieder ein und dann heißt es: Einmal alles wieder herauskramen, sortieren bzw. aussortieren und danach wieder geordnet in den Schränken verstauen.

Wie viel davon am Ende umgesetzt sein wird? Wahrscheinlich nur ein kleiner Teil. Woran das liegt? Einerseits daran, dass vier freie Tage selten “vier freie Tage” sind. Es kommen andere Pläne dazu, der Alltag bringt seine typischen Erledigungen mit sich und am Ende hat man doch wieder nur ein paar Zwischenphasen, die man zum Aufräumen nutzen kann. Andererseits aber auch daran, dass ich gerne aufschiebe, was nicht zwingend sofort gemacht werden muss.

Das Internet bietet zahlreiche Tipps und Methoden zum Aufräumen. Auch aus meinem Umfeld habe ich in letzter Zeit häufig Ideen gehört. Der Hauptgedanke scheint dabei immer derselbe zu sein, nämlich Ablenkungen zu vermeiden. Da man sich vor allem vom Handy schnell ablenken lässt, lautet ein Tipp: Das Handy aufs Regal stellen und sich selbst beim Aufräumen filmen. Wenn man dann fertig aufgeräumt hat, kann man das Video als Zeitraffer bearbeiten und dann im Schnelldurchlauf die eigene Aufräumaktion bestaunen. Die Idee dahinter ist hauptsächlich, dass man nicht ans Handy geht, wenn das Handy zum Filmen aufgestellt ist – weil man ja sonst den Film beenden müsste. Ablenkung durchs Handy lässt sich natürlich genauso auch vermeiden, wenn man das Handy einfach ausschaltet.

So hilfreich ich solche Methoden auch finde – sie funktionieren bei mir in der Praxis nicht. Wenn mein Kopf Ablenkung sucht, dann findet er diese auch. Und wenn das Handy eben nicht zur Verfügung steht, gibt es genug andere Dinge, mit denen man sich ablenken kann. Die Sache mit der Ablenkung ist bei mir eher eine grundsätzliche Kopfsache. Wenn mein Kopf in Aufräumstimmung ist, dann kann ich wunderbar aufräumen, ganz egal ob mit oder ohne Methode. Wenn die Aufräumstimmung aber nicht da ist, dann hilft auch keine Methode.

Trotzdem denke ich, dass Methoden vielen Leuten helfen können. Wenn das aber nicht so ist, sollte man sich nicht entmutigen lassen. Jeder ist anders und braucht verschiedene Rahmenbedingungen, um sich gut konzentrieren zu können. Mir selbst hilft es, mir nicht zu viel auf einmal vorzunehmen. Eine große Aufräumaktion läuft besser, wenn ich sie nicht als “große Aufräumaktion” verstehe, sondern immer mal zwischendurch ein bisschen was erledige. Also nicht vier Stunden am Stück, sondern vielleicht morgens eine Stunde, abends eine Stunde und dasselbe morgen nochmal.


Foto: Günther Richter / pixelio.de