Wortspiele – Mehr als nur Scrabble
Jüngst fand wieder einmal die SPIEL, der größten Spielemesse der Welt, in Essen statt. Die Besucherzahlen zeigen seit Jahren, wie beliebt die edle Kunst des analogen Brettspielens bei Erwachsenen ist. Spielen ist beileibe nicht nur etwas für Kinder und wie kaum eine andere Tätigkeit geeignet, Menschen und Generationen zusammenzubringen.
Das Weihnachtsfest allerdings kommt auch wieder so überrachschend wie immer.
Anlass genug, einige Spiele zu betrachten, die Wörter als wesentliches Spielelement einsetzen. Die Spiele sind nicht immer brandaktuell, haben aber jedes für sich einen anderen Mechanismus, Sprache als spielerisches Element einzusetzen.
Ein Gastbeitrag von Michael Kühnapfel
Da Spiele international angeboten werden, ist die Fachsprache auch in deutschen Spielen Englisch. Leider gilt das auch für die Spieltitel und einige Bezeichnungen in den Spielen, was auf der einen Seite verständlich ist, weil damit das Spiel in vielen Ländern einheitlich benannt wird, auf der anderen Seite das Erkennen und Benennen deutschsprachiger Spiele schwieriger macht. Doch das sollte uns nicht schrecken.
13 Wörter
Das neuerschienene Spiel ist ein einfaches und kooperatives Wortassoziationsspiel für mehrere Spieler.
Um ein Rondell werden 12 beidseitig bedruckte Wortkarten gelegt. Ein weiteres Wort wird auf das Rondell gelegt. Jeder Spieler hat eine Drehscheibe, in der er die Position seines gewählten Wortes einstellen kann. Ein Spieler wird als Captain ausgelost. Dieser wählt geheim das Wort aus, dass für ihm am besten zu dem Wort in der Mitte passt und stellt es auf seiner Drehscheibe ein.
Die Mitspieler machen es umgekehrt: Jeder wählt eines der 12 umliegenden Wörter aus, von dem er meint, dass es der Captain gewählt hat.
Für Übereinstimmung gibt es einen Punkt für den Spieler. Der Captain erhält einen Punkt, wenn es mindestes eine Übereinstimmung gab.
Dann wird die Karte, die der Captain gewählt hat, umgedreht und in auf das Rondell gelegt. Ein neuer Captain wird bestimmt und weiter geht es. Wenn nur noch eine Karte am Rondell anliegt, endet das Spiel. Die Punkte aller Spieler werden addiert. Eine Tabelle gibt Aufschluss, wie gut die Gruppe war.
Autor: Roma Lousssert
Verlag: Captain Games/Asmodee
Spieler: 2—8
Alter: 8+
Dauer: 20 Minuten
Preis: ca. 15 Euro
Krazy Wordz
In Krazy Wordz werden, der Titel deutet es an, neue Wörter erfunden. Diese dürfen NICHT im Duden (alternativ Wahrig) stehen.
Aus einem verdeckten Stapel werden Plättchen mit Vokalen und Konsonanten gezogen. Jeder Spieler zieht außerdem eine geheime Karte, auf der ein Wort steht. Für dieses Wort muss der Spieler jetzt mit den vorhandenen Buchstaben ein Wort erfinden, das am besten irgendwie zu dem Begriff passt, aber vor allen Dingen lustig sein sollte.
Danach müssen die Mitspieler raten, welches Wort gemeint war. Dafür werden die geheimen Karten aller Spieler aufgedeckt, zusammen mit zufällig gezogenen Wortkarten. Nun werden die Wörter dem jeweiligen Spieler zugewiesen. Ist die Müsli-Zutat das ROPLE? Oder vielleicht doch die WAFKES? Richtig geratene Wörter geben einen Punkt. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
Ein Spiel, bei dem es allerdings weniger um das gewinnen geht als um den Spaß an völlig verrückten Wörtern und die Freude an dem kreativen Umgang mit Sprache.
Für das Spielen mit Kindern sollten vorher einige der Begriffe aussortiert werden, was aber kein Problem ist.
Autoren: Dirk Baumann, Thomas Odenhoven, Matthias Schmitt
Verlag: Fishtank/Ravensburger
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 3-8 Spieler
Spielzeit: ca. 45 Min.
Preis: ca. 20 Euro
Wortfabrik
Welcher Autor träumt nicht davon, Wörter am Fließband zu erzeugen? Das ist in der Wortfabrik möglich. In einer 6-Tage-Woche werden Wörter produziert. Rohstoff sind natürlich Buchstaben, die wir erwürfeln. Diese müssen in einem Lieferschein eingetragen werden, um am Wochenende als hoffentlich vollständige Wörter zu punkten. Sinnvollerweise sind die Wörter am Montag kürzer als am Freitag, und am Samstag nimmt man das, was man hat.
Wortfabrik ist ein „Roll and Write Spiel“, es wird also gewürfelt und das Ergebnis jedes Würfels in Aufgabenfelder eingetragen. Hier haben die Würfel statt Augen Buchstaben. Man würfelt mit 5 Würfeln, von denen mindestens 4 verwendet werden müssen. Diese 4 Buchstaben verteilt man auf die Felder des Lieferscheins. Buchstaben, die man nicht verwendet, werden in die Ersatzteilzeile eingetragen und können später noch verwendet werden. Ist diese Zeile allerdings voll, ist der Buchstabe Mangelware (sic!) und führt zu Punktabzug.
Gewürfelt und ausgefüllt wird reihum. Nach 6 Arbeitstagen (Runden) ist die Woche vorbei. Da Ganze dauert ungefähr 15 Minuten. Dann werden die Punkte zusammengerechnet und der Gewinner wird Fachkraft der Woche.
Trotz der einfachen Regeln und der guten Zugänglichkeit kann es ziemlich fordernd sein und kniffelige Entscheidungen erfordern.
Autor: Mathias Spaan
Verlag: Piatnik
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 1-50 Spieler
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 10 Euro
Codenames
Das Kommunikationsspiel und Spiel des Jahres 2016 darf natürlich nicht fehlen.
Die Spieler sind Agenten und müssen bestimmte Wörter finden, um Agenten ihrer Farbe zu erkennen. Nur der Geheimdienstchef jedes Teams kennt die richtigen Wörter und will seine Leute mit Hinweisen auf die richtige Spur bringen. Aber er muss aufpassen, denn alle Informationen sind streng geheim und Attentäter lauern überall.
25 Wortkarten werden in einem 5 x 5 Raster auf dem Tisch ausgelegt. Dazu kommen die Agentenkarten in den Teamfarben plus neutrale Karten und Attentäter. Die Spieler bilden 2 Teams, Rot und Blau. Jedes Team wählt einen Geheimdienstchef, der geheim einen Code zieht. Dieser legt fest, welche Wörter in dem ausgelegten Raster dem Roten und welche dem Blauen Team zugewiesen werden. Die Teams raten abwechselnd die gewünschten Wörter. Dafür nennt jeder Geheimdienstchef seinem Team ein Wort und eine Zahl. Die Zahl sagt aus, auf wie viele Wörter der Chef hinweisen möchte. Das Wort ist ein Oberbegriff für die gemeinten Wörter und darf nicht aus den 25 ausliegenden Wörtern ausgewählt werden.
Beispiel: Das Team sollte die Wörter Pfeife, Blatt und Steuer erraten. Der Chef gibt dem Hinweis Rauchen 3 und kann nur hoffen … Die geratenen Worte werden dann für Rot und Blau markiert. Wurde ein Wort falsch geraten, endet der Zug und das gegnerische Team ist an der Reihe. Das Team, das als Erstes alle seine Worte erraten hat, gewinnt.
Das Spiel ist am besten für große Gruppen geeignet, optimal sind 6 und mehr, es funktioniert aber auch gut mit 4 Spielern.
Verlag: Czech Games Edition/Heidelberger
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 2-8 Spieler
Spielzeit: ca. 15 Min.
Preis: ca. 20 Euro
Werwörter
Wörter können gefährlich sein. Wer kennt das nicht? Man ahnt nichts Böses und auf einmal beißt einen ein Wort in die Nase!
In diesem Wort-Ratespiel für große Gruppen, mit App-Unterstützung (man kann es auch rein analog spielen), hat jeder Spieler eine geheime Rolle in seinem Dorf: Als Seherin, Bürgermeister, Dorfbewohner, Werwolf usw. Die Dorfbewohner haben 5 Minuten Zeit, um das Zauberwort herauszufinden, das die Gefahr durch die Werwölfe bannt. Das wollen die Werwölfe verhindern.
Das Spiel läuft in 3 Phasen ab: Tag, Nacht und die Abstimmung, in der das Zauberwort genannt wird. Die Nachphase wird schweigend, aber mit den Augen gespielt. Diese halten die Spieler während der Nachtphase geschlossen und öffnen sie nur, um kurz Informationen zu bekommen. Die Tagphase wird dann mit offenen Augen gespielt.
Der Bürgermeister kennt das geheime Wort, und kann auf Fragen mit Ja/Nein, „Nah dran“ oder „falsche Fährte“ Markern antworten. Wie im richtigen Leben weiß man nicht genau, auf welcher Seite er steht. Die Seherin kennt das Wort und kann den Spieler helfen. Die Werwölfe versuchen, mit ihren Fragen eine falsche Fährte zu legen und gleichzeitig herauszufinden, wer die Seherin ist. Entdecken die Dorfbewohner das Zauberwort, können die Werwölfe nur noch gewinnen, wenn sie die Seherin entlarven.
Das Spiel ist eine Variante des beliebten Werwolf-Spiels. Es eignet sich hervorragend, auch wegen der kurzen Spieldauer, für Feste, Geburtstagsfeiern, Arbeitsgruppentreffen und andere Veranstaltungen.
Autor: Ted Alpach
Verlag: Ravensburger
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 3-10 Spieler
Spielzeit: ca. 10 Min.
Preis: ca. 15 Euro
Das perfekte Wort (nicht für Kinder)
Moses Verlag
Decrypto
Asmodee
Ein solches Ding
Urs Hostettler
Abacus Spiele
Beitragsbild: S. Hofschlaeger / pixelio.de