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Porträt einer Stadt – Christopher Isherwood
Buchempfehlung Ein Brite in Berlin – Christopher Isherwood, dessen Namen viele heute vielleicht nur noch im Zusammenhang mit den Verfilmungen Cabaret und A Single Man kennen – hat mit seinem Berlin-Roman Goodbye to Berlin (1939) ein bleibendes Porträt einer Stadt geschaffen, die um 1930 von aufkeimender Fremdenfeindlichkeit, dem Abschied von der Dekadenz der 1920er Jahre, dem Verfall der Weimarer Republik und einer immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich gezeichnet war.
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Tony Takitani
Film- und Lesetipp Nachdem ich euch vor zwei Monaten den Film Toni Erdmann vorgestellt habe, geht es jetzt weiter mit dem nächsten: Tony Takitani. Nicht nur die Vornamen der beiden sind dieselben, beide zeigen das nackte Leben und Überleben, ohne Beschönigung – so wie die Realität eben manchmal sein kann. Tony Takitani ist die Verfilmung der gleichnamigen Kurzgeschichte des japanischen Autors Haruki Murakami. Sowohl Geschichte als auch Film bestechen den Betrachter mit einer puristischen Klarheit und bedrückender Simplizität.
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Downton Abbey – Leben zwischen Verstand und Gefühl, Krieg und Frieden
Serientipp Downton Abbey – ein ehrwürdiges Anwesen in der Idylle der englischen Landschaft. Seine Bewohner – mehr oder weniger ehrwürdige Menschen – getrennt in zwei Teile: oben und unten, Herrschaft und Dienerschaft. In diese längst vergessene Welt von strenger Etikette und festgefahrener Tradition nimmt uns die preisgekrönte Serie Downton Abbey mit und gewährt uns Eintritt in die langsam aber sicher bröckelnde Gesellschaft des Empires im frühen 20. Jahrhundert.
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Toni Erdmann – ein Film für die Welt
Kinotipp Die meisten Filme zeigen Menschen, die auf der Suche nach sich selbst, dem Glück und Erfüllung sind. Wenige aber tun dies so wie Maren Ades Toni Erdmann – gleichzeitig zurückhaltend, realistisch und eindringlich. In einer alles andere als gewöhnlichen Mischung aus schamloser Wirklichkeitsdarstellung und märchenhaften Wendungen geht es um viel mehr als eine bloße Vater-Tochter-Beziehung. Der deutsche Film, der seine Premiere beim Filmfestival in Cannes feierte, zeigt, wozu die Oberflächlichkeit der Gesellschaft, Erfolgsdruck und fehlende zwischenmenschliche Nähe führen können. Und dennoch macht er Mut, dass zumindest ein kleines Schlupfloch aus der Entfremdung existiert.
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Grievable Lives – Judith Butler
Über den Namen Judith Butler und ihre Theorien ist wohl jeder Studierende einer Geisteswissenschaft schon einmal gestolpert. Die renommierte Professorin für Rhetorik, Vergleichende Literaturwissenschaft und Kritische Theorie an der University of California, Berkeley, konnte nun in Köln im Rahmen der Albertus-Magnus-Professur in Aktion erlebt werden. Mit ihrem ersten Vortrag Die Ethik und Politik der Gewaltlosigkeit hat Judith Butler die Zuhörer, in der bis auf den letzten Platz gefüllten Aula der Uni Köln, zum Nachdenken gebracht!
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Das Versprechen – Friedrich Dürrenmatt
Buchempfehlung Einen Text, der einen wirklich fesselt, aufwühlt und überrascht, liest man nicht häufig. Das Versprechen (1958) von Friedrich Dürrenmatt aber ist ein solches Werk! Als „Requiem auf den Kriminalroman“ betitelt ist es gleichzeitig Kriminalerzählung und gattungskritische Analyse. In Zeiten, in denen das Genre der Krimis boomt, in denen scheinbar jede Großstadt ihre eigene Tatortreihe braucht, darf Dürrenmatts Versprechen nicht in Vergessenheit geraten!
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Nachts ist man weniger allein
Rezension Ein Spaziergang durch die Nacht mit Mercedes Lauensteins Erstlingswerk: Vom Leben in der Großstadt und der Suche nach Gemeinschaft. Eine Forscherin, die zur Nachtzeit durch die Straßen einer Großstadt läuft und nach erleuchteten Fenstern sucht, um bei deren Bewohnern zu klingeln und zu erfahren, was sie wach hält: So lässt sich Mercedes Lauensteins Debütwerk Nachts (2015) kurz zusammenfassen: „Gibt es nur noch ein einziges erleuchtetes Fenster in einer ganzen Straße, bleibe ich stehen, blicke hoch und bete, dass es jetzt nicht erlischt.“ Hinter diesen Fenstern stehen 25 „Nachtmenschen“ und ihre Schicksale, die sich an Tragik nur so überbieten.
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Wolfgang Beltracchi – Der Meisterfälscher
Mediathektipp „Ich habe über 100 Maler gemacht aus vier Jahrhunderten, das hat noch nie irgendjemand gemacht. Und ich habe niemals kopiert, ich hab’ wirklich in der Handschrift der Künstler gemalt, und wer kann das? Ich kenn’ keinen.“ – Wer das von sich selbst behaupten kann, muss ein Genie oder ein Größenwahnsinniger sein. Wolfgang Beltracchi scheint eine Mischung aus beidem zu sein. Wie und was hinter einem der wohl größten Fälle von Kunstfälschung steckt, zeigt die Dokumentations-Reihe Der Meisterfälscher auf 3sat.
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Kleine Kulturgeschichte des Liegens – eine Lektüre der anderen Art
Kulturgeschichten findet man zu den unterschiedlichsten Themen. Chronologisch und historisch belegt beschreiben sie die Entstehung und Entwicklung verschiedener Phänomene und kultureller Erscheinungen. Anthony Burgess aber hat 1982 mit Wiege, Bett und Récamier. Kleine Kulturgeschichte des Liegens (Originaltitel On Going to Bed) eine etwas andere Art der Kulturgeschichte geschrieben, in der das Bett im Mittelpunkt steht. Anders als in anderen Werken sucht der Leser hier vergebens nach Literatur- und Quellenverzeichnis. Denn was Burgess hier liefert, ist seine ganz eigene Version einer monothematischen Ausarbeitung. Die, man kann es als Leser, der es gewohnt ist trockene wissenschaftliche Texte zu lesen, kaum glauben, amüsant und unterhaltend ist.
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Und noch eine Talkshow – Schulz & Böhmermann
Kölner Treff, Drei nach Neun, NDR Talkshow und und, und jetzt eben auch noch Schulz & Böhmermann. Anscheinend kann die Fernsehwelt nicht genug bekommen, von Diskussionsrunden, in denen die immer selben Menschen sich die Klinke in die Hand geben. Aber brauchen wir tatsächlich noch eine davon?