Das Deutsche Eck und seine Geschichte

Vor ein paar Wochen war ich an einem Wochenende in Neuwied und Koblenz. Anlass dafür war das Einlösen eines Weihnachtsgeschenks für ein Abendessen in einem Unterwasserrestaurant. Da dies in der Nähe von Koblenz liegt, haben wir es mit einer Stadterkundung kombiniert. Ich war zuvor noch nie in Koblenz außer am Hauptbahnhof, und dass, obwohl die Stadt nur eine Autostunde von meinem Heimatort entfernt liegt. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, sie endlich kennenzulernen. In Koblenz fließen die Flüsse Mosel und Rhein ineinander. Genau diesen Punkt, eine künstlich aufgeschüttete Landzunge, nennt man auch „Deutsches Eck“. Ich habe mich, als ich, umgeben von vielen Touristen, auf dem Platz stand, gefragt, warum das Deutsche Eck diesen Namen trägt und woher er kommt. Also habe ich recherchiert.

Eine Information vorab: Tatsächlich hat Koblenz seinen Namen von dem Zusammenfluss von Mosel und Rhein, entstanden Von dem la­tei­ni­schen Wort Con­flu­en­tes („die Zu­sam­men­flie­ßen­den”). Im 13. Jahrhundert ließen sich an diesem Ort das Kastorstift mit der Kastorkirche nieder und der Deutsche Orden, ein geistlicher Ritterorden. Die Spitze zwischen den beiden Flüssen verdankt ihren Namen also von diesem Orden. Heutzutage verbindet man mit dem Namen „Deutsches Eck“ jedoch einen anderen Hintergrund. Grund dafür ist das überdimensionale Provinzialdenkmal für Kaiser Wilhelm I., seines Zeichens deutscher Kaiser von 1871 bis zu seinem Tod 1888. Das Denkmal zeigt ihn auf einem Pferd thronend.

Die erste schriftliche Nennung des „Deutschen Ecks“ stammt von 1501. Damals wurde noch vom „duitschen ort“ gesprochen, was sich im Laufe der Jahrhunderte in den Namen änderte, wie wir ihn heute kennen.

Nach dem Tod von Kaiser Wilhelm I. wurden im ganzen Land über 300 Denkmäler zu seinen Ehren errichtet. In einem langjährigen Abstimmungsverfahren wurde auch für die Stadt Koblenz entschieden, dass ein Reiterdenkmal am Deutschen Eck errichtet werden sollte. Der Bau des Denkmals veränderte das Eck enorm. Zum Schutz gegen Hochwasser wurde die Landspitze auf sieben Meter über dem Normalwasserstand erhöht und der Sicherheitshafen zugeschüttet. Nach fast 2 Jahren Bauzeit wurde das Millionenprojekt 1897 festlich eingeweiht. Das Denkmal ist fast 44 Meter hoch und wird von einer fast 88 Meter langen Pergola umgeben. 350 Zentner Kupfer und 2900 Kubikmeter Granit wurden verbaut.

Das riesige Denkmal wurde in den Jahren darauf zum Publikumsmagnet und steigerte den Fremdenverkehr der Region. 1945 wurde das Denkmal Opfer von Geschossen im zweiten Weltkrieg, nicht zuletzt, weil sich im Sockel des Denkmals ein Beobachtungsposten befand, von dem die Amerikaner wussten. 1953 widmete Theodor Heuß die Reste des Denkmals, bestehend aus einem reiterlosen Sockel, zum Mahnmal der deutschen Einheit um.

Durch den Bau des Kaiserdenkmals wurde die ursprüngliche Beziehung des Namens zum Deutschen Orden durch einen nationalpolitischen Kontext ersetzt. Viele Jahre wurde dadurch auch der Wiederaufbau des Denkmals diskutiert. Erst 1993 wurde der Aufbau der Rekonstruktion gefeiert. Ein Jahr zuvor wurden auf dem Platz vor dem Denkmal die Fahnen aller 16 deutschen Bundesländer gehisst.

Heute ist das Deutsche Eck eine beliebte Touristenattraktion und Schauplatz für viele Veranstaltungen. Das Reiterdenkmal gehört seit 2002 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Fotos: privat