Rezensionen

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    Das Versprechen – Friedrich Dürrenmatt

    Buchempfehlung       Einen Text, der einen wirklich fesselt, aufwühlt und überrascht, liest man nicht häufig. Das Versprechen (1958) von Friedrich Dürrenmatt aber ist ein solches Werk! Als „Requiem auf den Kriminalroman“ betitelt ist es gleichzeitig Kriminalerzählung und gattungskritische Analyse. In Zeiten, in denen das Genre der Krimis boomt, in denen scheinbar jede Großstadt ihre eigene Tatortreihe braucht, darf Dürrenmatts Versprechen nicht in Vergessenheit geraten!

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    Der Nanny – von und mit Matthias Schweighöfer

    Filmkritik Clemens (Matthias Schweighöfer) ist alleinerziehender Vater von zwei Kindern, residiert in einem Schloss und ist ein aufstrebender Geschäftsmann. Rolf (Milan Peschel) hat sich an einen Kühlschrank gekettet in der Hoffnung, sein Wohnhaus vor der Abrissbirne zu retten  – vergeblich. Viel größer als ein angeketteter Anwohner ist für Clemens jedoch das Problem, dass seine Tochter Winnie am liebsten Adams Family spielt und eine Nanny nach der anderen aus dem Haus gruselt. Als Rolf dann voller Tatendrang in das Schloss stürmt, fest entschlossen, Clemens mit seinen Fäusten zu zeigen, was er von seinen Bauplänen hält, geht Clemens davon aus, dass er sich als Nanny bewerben will und stellt ihn kurzerhand ein.…

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    Nachts ist man weniger allein

    Rezension Ein Spaziergang durch die Nacht mit Mercedes Lauensteins Erstlingswerk: Vom Leben in der Großstadt und der Suche nach Gemeinschaft. Eine Forscherin, die zur Nachtzeit durch die Straßen einer Großstadt läuft und nach erleuchteten Fenstern sucht, um bei deren Bewohnern zu klingeln und zu erfahren, was sie wach hält:  So lässt sich Mercedes Lauensteins Debütwerk Nachts (2015) kurz zusammenfassen: „Gibt es nur noch ein einziges erleuchtetes Fenster in einer ganzen Straße, bleibe ich stehen, blicke hoch und bete, dass es jetzt nicht erlischt.“ Hinter diesen Fenstern stehen 25 „Nachtmenschen“ und ihre Schicksale, die sich an Tragik nur so überbieten.

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    Total berechenbar?

    Die zentrale Frage, der Christoph Drösser in seinem Buch Total berechenbar? Wenn Algorithmen für uns entscheiden nachgeht, könnte lauten: Berechnen Algorithmen unseren (Wirtschafts-)Markt nur oder beherrschen sie ihn sogar? Das mag eine gute Frage sein, aber was ist ein Algorithmus eigentlich? Drösser erklärt, dass das Wesen eines Algorithmus in seiner Einfachheit liegt. Dabei können sie ungemein kompliziert wirken, zum Beispiel wenn sie zum Schach spielen entwickelt wurden, dann sind sie gespickt mit zahlreichen Verästelungen. Im Grunde sind sie aber ganz einfach, sie geben geben eine Anweisung, die unmissverständlich ist.

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    Schräg und Schrill – „Traumfrauen“ von heute

    Filmempfehlung Leni (Hannah Herzsprung) freut sich sehr auf den Umzug zu ihrem Verlobten, doch kurz bevor es so weit ist, ertappt sie ihn beim Fremdgehen. Getränkt in Liebeskummer heult sie sich bei ihrer Schwester Hannah (Karoline Herfurth) und Freundin Vivienne aus. Vivienne nimmt es mit der Liebe allerdings nicht ganz so genau.

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    Monika Feth: Der Libellenflüsterer

    Der siebte Band der Thriller rund um die junge Jette reiht sich rein äußerlich in das Bild seiner Vorgänger ein: Ein Titel, der vieles bedeuten könnte, und ein Buchcover, das mit Seerosen bedeckt ist – Mord und Totschlag scheinen fehl am Platz, doch dahinter könnte vieles stecken. Wie schon bei den anderen Thrillern der Bestsellerautorin spielt die junge Psychologiestudentin Jette Weingärtner die Hauptrolle, die sich immerzu in gefährliche Situationen begibt und der Polizei gerne die Arbeit abnimmt.

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    Kleine Kulturgeschichte des Liegens – eine Lektüre der anderen Art

    Kulturgeschichten findet man zu den unterschiedlichsten Themen. Chronologisch und historisch belegt beschreiben sie die Entstehung und Entwicklung verschiedener Phänomene und kultureller Erscheinungen. Anthony Burgess aber hat 1982 mit Wiege, Bett und Récamier. Kleine Kulturgeschichte des Liegens (Originaltitel On Going to Bed) eine etwas andere Art der Kulturgeschichte geschrieben, in der das Bett im Mittelpunkt steht. Anders als in anderen Werken sucht der Leser hier vergebens nach Literatur- und Quellenverzeichnis. Denn was Burgess hier liefert, ist seine ganz eigene Version einer monothematischen Ausarbeitung. Die, man kann es als Leser, der es gewohnt ist trockene wissenschaftliche Texte zu lesen, kaum glauben, amüsant und unterhaltend ist.

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    Singt das eine Frau oder ein Mann?

    Das ist wohl die erste Frage, die man sich stellt, wenn Graham Candy zu singen beginnt. Der Erfolg des Neuseeländers begann 2014 durch die Zusammenarbeit mit dem deutschen DJ Alle Farben. Der Sommer-Hit She Moves (Far Away) blieb Wochenlang auf den obersten Rängen der Charts und in unseren Köpfen hängen. Dabei ist es vor allem die einzigartig spezielle Stimme, die den Singer-Songwriter positiv von der Masse abhebt. Mit glasklarer Stimme trifft Candy nicht nur die höchsten Töne, sondern ihm gelingt es auch mit Leichtigkeit, seine Zuhörer in einen Zustand nicht endender Gänsehaut und wohliger Schauer zu versetzen.

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    Philosophische Gedankenexperimente

    Gedankenexperimente eignen sich bestens, um interessante Diskussionen anzuregen. In den seltensten Fällen gelangt man zu einer Lösung, aber das ist bei einem Gedankenspiel auch nicht das vorrangige Ziel. Es geht vielmehr darum, sich mit einem Szenario auseinanderzusetzen, das man im wirklichen Leben nicht hinterfragen würde. Annahmen werden ad absurdum geführt, verschiedene Gedanken werden provoziert und gegenteilige Positionen vertreten. Ein Gedankenexperiment ist, wie der Name bereits verrät, ein nur in Gedanken durchführbares Experiment, da der empirische Aspekt wegfällt und die Durchführung theoretisch nachzuvollziehen ist. Hierzu wird zunächst eine sogenannte Entscheid-Situation konstruiert: 

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    „Daniel, mein jüdischer Bruder“ – Marianne J. Voelk gibt rührende Einblicke ins Nürnberg des Zweiten Weltkriegs

    Während der ZDF-Film „Das Zeugenhaus“ 2014 ein Jahr vor dem 70. Gedenkjahr der Nürnberger Prozesse ausgestrahlt wurde, erscheint der autobiographische Roman „Daniel, mein jüdischer Bruder – Eine Freundschaft im Schatten des Hakenkreuzes“ von Marianne J. Voelk nun ebenfalls knapp am 80. Jahr des Gedenkens der Nürnberger Rassengesetze vorbei – bedeutsame Beiträge zur offiziellen Erinnerungskultur leisten sie jedoch beide. Der Roman erschien am 15. Januar im Brunnen Verlag und zeigt Nürnberg als einen der zentralsten Orte in der Geschichte des Dritten Reichs.