Sprache
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Sprache und Perfektion – ein Plädoyer für mehr Nachsicht
„I come here as a truly European by heart.“ So lautete eine von Annalena Baerbocks Aussagen während ihrer Antrittsrede in Brüssel als neue Außenministerin. Die Rede ging Baerbock gut über die Bühne, ihre Worte waren verständlich. Die Tage darauf hagelte es trotzdem Kritik, denn: „Oh Gott, dieser deutsche Akzent!“ „Die will ihr Masterstudium in England absolviert haben?“ „Klingt eher nach Hauptschulenglisch…“ Offenbar war Sprach-Deutschland nicht zufrieden. Doch wieso eigentlich? Wo liegt das Problem darin, dass eine deutsche Politikerin beim Englischsprechen einen deutschen Akzent aufweist?
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Schlamassel, Gemauschel, Mischpoke – Antisemitismus oder jüdisches Erbe?
„Jetzt aber mal Tacheles!“ – Es sind Ausdrücke wie diese, die ursprünglich aus dem Jiddischen stammen. Sie sind Teil unserer Alltagssprache geworden und werden oft in Form von Redewendungen verwendet. Das Wissen um ihren Ursprung ist jedoch nicht so verbreitet, wie man meinen könnte. Viele Begriffe wurden eingedeutscht und sind deshalb in ihrer Schreibweise nicht mehr klar als jiddisch erkennbar. Welche jiddischen Lehnwörter kennt das Deutsche und was bedeuten sie? Spielt die Wortwahl eine Rolle in unserem Umgang mit dem Judentum? Und wie steht es um den Antisemitismus? Kann er Spuren in der Sprache hinterlassen und diese weiter transportieren?
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„Les rêveries du promeneur solitaire“ – Teil II
Jean-Jaques Rousseau ist zweifellos einer der wesentlichen Autoren der Epoche der Aufklärung. Diese Rolle ist ihm zweifelsohne zuzuerkennen. Dabei suchte Rousseau in seinem Schaffen und Denken oftmals die Opposition zu seinen Zeitgenossen, was ihn als kritisch-reflektierten Gegenpol einer fortschrittsgewandten Gesellschaft charakterisiert. Neben seiner Kritik an dem Selbstverständnis der intellektuellen Elite und der Weiterentwicklung der hobbesschen Vertragstheorie, ist auch sein Einfluss auf die Erziehungspädagogik herauszustellen. Das aber wohl persönlichste Werk stellt Les rêveries du promeneur solitaire dar. (Teil I)
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Das i-Tüpfelchen
Böse Zungen behaupten, dass dem Deutschen das Jammern in die Wiege gelegt sei und er über Generationen ein spezielles Hirnareal ausgebildet habe: den Jammerlappen. Wenn der Deutsche einmal doch den Gipfel der Glückseligkeit erreicht, so geschieht das nur im ganz Kleinen. Etwa mit dem Sahnehäubchen, der Kirche auf der Torte oder dem Tüpfelchen auf dem i. Gerade das i-Tüpfelchen hat mich seit frühester Kindheit beschäftigt. Allerdings nicht als rhetorisches Stilmittel – so hochbegabt war ich zum Leidwesen meiner Verwandtschaft auch wieder nicht. Sondern als Geschäftsname eines inzwischen verschwundenen Kurzwarenhändlers im ostwestfälischen Herford. Ich war noch ein Kindergartenkind und zählte die Minuten wie Stunden, in denen meine Mutter beim Kurzwarenhändler Stoffe…
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Drei Wochen als Pfarrer in Eisenach haben meine Sprache verändert.
Wenn ich zurückschaue, kommt es mir wie ein Traum vor. Vier Wochen lang war ich Stadtpfarrer in Eisenach und Pfarrer auf der Wartburg zu Eisenach. Die Burg gehört zur Annengemeinde in der Weststadt zusammen mit dem Ehrensteig und der Stiftung Annen, die von der Landgräfin Elisabeth gegründet wurde. Im Frühling 2021 hatte Corona das Land Thüringen noch fest im Griff. Es war kühl, oder sogar kalt für Monat März. Die Märzenbecher im Hainichen begannen spät zu blühen, aber dann um so reicher. Überall herrschte ein strenger Lock down. Die Geschäfte waren geschlossen, ebenso Gaststätten und Hotels. Nur die lebensnotwendigen Läden, wie Einkaufszentren, Lebensmittelläden und Bäckereien hatten geöffnet. Aber natürlich durften…
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Ein Teller voll Musik
„Was hörst du dir denn da an?“, „Dieses Lied geht ja gar nicht!“, „Mach die Musik leiser!“, „Verstehst du den Text überhaupt?“, „Musik ohne Text kann ich absolut nicht ausstehen!“ Kommen euch Szenarien wie diese bekannt vor? Nun ja, wie beim Essen sind Geschmäcker und Vorlieben auch in der Musik eben verschieden. Der eine dreht den Lautsprecher voll auf, der andere hat die Kopfhörer auf die leiseste Stufe eingestellt. Der eine hört grundsätzlich nur ein Genre oder einen Musiker, der andere hört eine ganze Palette an Musik. Ich zähle mich zu der letzteren Gruppe dazu. Wenn ich gefragt werde, was mein Musikgeschmack (ganz nebenbei handelt es sich bei „Musikgeschmack“ um…
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„Les rêveries du promeneur solitaire“ – Teil I
Jean-Jaques Rousseau ist zweifellos einer der wesentlichen Autoren der Epoche der Aufklärung. Diese Rolle ist ihm zweifelsohne zuzuerkennen. Dabei suchte Rousseau in seinem Schaffen und Denken oftmals die Opposition zu seinen Zeitgenossen, was ihn als kritisch-reflektierten Gegenpol einer fortschrittsgewandten Gesellschaft charakterisiert. Neben seiner Kritik an dem Selbstverständnis der intellektuellen Elite und der Weiterentwicklung der hobbesschen Vertragstheorie, ist auch sein Einfluss auf die Erziehungspädagogik herauszustellen. Das aber wohl persönlichste Werk stellt Les rêveries du promeneur solitaire dar. Ein Werk, welches schon aufgrund seiner chronologischen Einordnung in die Biografie des Autors besondere Qualität besitzt, denn es handelt sich um sein letztes Werk. Auch die Umstände, in denen es entstand, sind erwähnenswert. Rousseau…
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Religion und Sprache: Die Bibel und ihre nie endende Übersetzungsfrage
Theologie ist immer an Sprache gebunden. Wer die christliche Religion untersucht, kann dies nicht losgelöst von Sprache tun. Dies gründet allein schon in der Tatsache, dass die Rede Jesu mündlich tradiert und übersetzt wurde, und letztlich in einer Sprache, die nicht die Ursprungssprache war, erstmalig zu ihrer Verschriftlichung fand. Die ersten verschriftlichten Texte wurden abermals übersetzt und umformuliert. Unzählige Bibelübersetzungen sind in den vergangenen zwei Jahrtausenden entstanden, sodass es heutzutage nahezu unmöglich erscheint, die Urtexte zu rekonstruieren. Die Frage danach ist aber dennoch wichtig – denn eine Übersetzung kann deutlich besser in ihrer Aussageabsicht verstanden werden, wenn das Verhältnis zum Urtext geklärt ist.
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„Hädded ihr ned awos in moi Mudderschproch?“
30 Jahre Deutsche Einheit und noch immer tauchen verschollen geglaubte Kapitel der Wende-Geschichte auf. Eines davon handelt vom Deutschen Nationaltheater in Temirtau – Sie wissen schon, nördlich von Karaganda, in Kasachstan! Eleonora Hummels Roman „Die Wandelbaren“ (2019) erzählt die wahre Geschichte, wie eine Handvoll sowjetdeutscher Nachwuchsschauspieler ihre jahrzehntelang unterdrückte Muttersprache zurückerobern und sich an den Anfang eines nationalen Erwachens stellen. Ob sie den Ansprüchen der Kommunistischen Partei und des Publikums gerecht werden?
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Die dümmste Kirche der Welt
Die Zahl der Austritte aus der evangelischen Kirche in Deutschland liegt bei einem Rekordhoch. 2019 verließen sie 270.000 Menschen, das sind 22% mehr als im Jahr zuvor.[1] Bei der katholischen Kirche sieht es mit 272.771 Austritten nicht viel besser aus. Aber die Reaktionen der Kirchen sind anders. Während Rom an den Überlieferungen festhält, versucht die Kirche Luthers verzweifelt, irgendwie „cool“ zu wirken, und sorgt damit immer wieder für Lacher: In jeder evangelischen Kirche – dort, wo man es also am meisten braucht – gibt es jetzt freies W-LAN, allen Ernstes unter dem Namen „godspot“.[2] Falls die Predigt langweilig werden sollte, kann man also eben zwischendurch eine Folge Breaking Bad schauen.…