Rezensionen

  • Literatur,  Rezensionen

    „Der lange Weg des Lukas B.“ – Vom Aufbrechen und Ausbrechen

    „Über den Wasserspiegel segelten Schwärme von fliegenden Fischen. Zehn, fünfzehn Meter weit schnellten sie sich durch die Luft, ehe sie wieder in das Meer eintauchten. ‚Was treibt sie, ihr Element zu verlassen?‘, sprach der Lehrer wie zu sich selbst. ‚Niemand weiß es. Aber wer wird ihnen deshalb die Segelflossen abschneiden, weil sie in der Luft nichts zu suchen haben?‘“ (S. 170) Als ich an einem kalten, verregneten Ferientag irgendein beliebiges Buch aus dem Regal im Ferienhaus zog, hatte ich keine besonders großen Erwartungen, erst Recht nicht, dass ich mit diesem Buch einen kleinen Schatz gehoben hatte. Die ungekürzte Lizenzausgabe erschien erstmals 1980 im Arena Verlag. Auf überschaubaren 381 Seiten beschreibt…

  • Film,  Kultur,  Rezensionen

    „Armestrische“ Alchemie in existenzieller Auseinandersetzung

    Hiromu Arakawas Fullmetal Alchemist Es nimmt nicht wunder, dass ein Gros der aufgeklärten Gesellschaft die Alchemie mit gewissem Argwohn betrachten mag: Immerhin steht diese Jahrhunderte zurückreichende „Wissenschaft“ über die Verfasstheit und Transformation von Substanzen für Okkultismus, riskante Experimente und ein gehöriges Maß an eigenbrötlerischem Eremitendasein. Abgesehen von diesen Vorurteilen, die zweifelsohne mit Blick auf den heutigen Entwicklungsstand zutreffend sind, bietet die Alchemie, ihr semantisches Feld und narratives Potenzial einen verheißungsvollen Stoff für Geschichten, die sich ihr unter gänzlich anderen Rahmenbedingungen annähern, als es dieser Tage oder im vermeintlich dunklen Mittelalter der Fall gewesen sein mag. Genau diese Annäherung unternehmen der 2001–2010 erschienene Manga Fullmetal Alchemist von Hiromu Arakawa und die…

  • Film,  Kultur,  Rezensionen

    „Die Stadt, in der es mich nicht gibt“ – Erzählte Zeitreisen von kaum zu überbietender Brisanz

    Die Gegenwart durch Zeitreisen verändern; das, was man für würdig hält, optimieren – oder aber das, was sich nie hätte begeben dürfen, vereiteln. Bei alldem scheint es sich um eine Idee zu handeln, die in ihrem Kern seit jeher Gegenstand wissenschaftlicher Debatten, hitziger Auseinandersetzungen und nicht zuletzt sehnsüchtiger Träume gewesen ist. Unter Absehung von allen physikalischen oder philosophischen Implikationen, die sich diesem Komplex eingeschrieben finden, fragt sich, ob aus ihm überhaupt noch unterhaltsame Geschichten erwachsen können, ohne dem Unbegreiflichen anheimzufallen oder aber wohlbekannte Klischees zu reproduzieren und in Einförmigkeit abzudriften. Vermag das Zeitreisen als Katalysator von Erzählungen und fiktionalen Texten wirklich einen Effekt zu erzielen, der der Rede wert ist?…

  • Film,  Rezensionen

    Mexikanisches Drama im heimischen Wohnzimmer: „Wer hat Sara ermordet?“

    Ein warmer, sonniger Sommertag. 5 junge Freunde, darunter Alex, seine Schwester Sara und ihr Freund Rodolfo, genießen die Zeit am See. Sie trinken Bier, schwimmen und entscheiden sich schließlich mit dem Boot auf den See hinauszufahren und den neuen Fallschirm auszutesten. Sara ist mutig und lässt sich als Erste durch die Luft gleiten. Sie genießt, wie der Schirm sie hoch in die Luft trägt und das Boot über den See peitscht. Doch irgendetwas stimmt nicht. Das Boot fährt zu schnell, Sara schreit, ihr Gurt reißt und schließlich stürzt sie viele Meter in die Tiefe. Kurze Zeit später ist sie tot. Was wie ein Unfall aussah ist für ihren Bruder Alex…

  • Rezensionen,  Sprache

    „Hädded ihr ned awos in moi Mudderschproch?“

    30 Jahre Deutsche Einheit und noch immer tauchen verschollen geglaubte Kapitel der Wende-Geschichte auf. Eines davon handelt vom Deutschen Nationaltheater in Temirtau – Sie wissen schon, nördlich von Karaganda, in Kasachstan! Eleonora Hummels Roman „Die Wandelbaren“ (2019) erzählt die wahre Geschichte, wie eine Handvoll sowjetdeutscher Nachwuchsschauspieler ihre jahrzehntelang unterdrückte Muttersprache zurückerobern und sich an den Anfang eines nationalen Erwachens stellen. Ob sie den Ansprüchen der Kommunistischen Partei und des Publikums gerecht werden?

  • Literatur,  Philosophie,  Rezensionen

    „Von der Kürze des Lebens“

    „Alles eine Frage der Perspektive“, würde der Philosoph Seneca heute vermutlich sagen, wenn man sich beschwerte, dass das Leben zu kurz sei. Entgegen der Auffassung vieler, die sich darüber beklagen, wie schnell die Zeit doch vergehe, vertritt Seneca in seinem Werk „Von der Kürze des Lebens“ eine andere Ansicht: nämlich die, dass es nicht zu wenig Zeit ist, die wir haben – sondern dass wir zu verschwenderisch damit umgehen. Das Leben sei lang genug, schreibt er, und reichlich bemessen auch für die allergrößten Unternehmungen – wenn es nur insgesamt gut angelegt werde. Auf knappen 60 Seiten geht es in diesem Werk um die Frage, aus welchem Blickwinkel man auf das…

  • Rezensionen,  Sprache

    Warum Politiker und Fußballprofis einiges gemeinsam haben. Eine Rezension über „Und täglich grüßt das Phrasenschwein. Warum Politiker keinen Klartext reden – und wieso das auch an uns liegt“

    Der politische Betrieb und das Fußballstadion haben auf den ersten Blick wohl wenig gemein. Auf den zweiten Blick fallen jedoch Begriffe, wie Wettbewerb, Konkurrenz und Kampf, ins Auge. Abseits dieser klaren Parallelen beider Professionen – der des Fußballprofis und der des Berufspolitikers – lassen sich weitere ziehen. Eine erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit und ein überdurchschnittlicher Verdienst ließen sich als weitere Gemeinsamkeiten ausmachen.

  • Allgemein,  Literatur,  Rezensionen

    Buchvorstellung: The Circle

    Heute mal was anderes: eine Empfehlung zum Lesen für alle, die gerne dystopische Literatur à la 1984 oder Schöne neue Welt lesen. Der Roman „The Circle“ von Dave Eggers (2013) geht in eine ähnliche Richtung, aber auf eine doch andere Art und Weise. Es liegt schon einige Jahre zurück, dass ich das Buch gelesen habe, und es gehört für mich zu diesen wenigen Geschichten, die mich bis heute nicht so ganz loslassen. Wie in allen dystopischen Werken wird auch hier ein Zukunftsszenario entworfen, welches angesichts der aktuellen Entwicklung der Gesellschaft natürlich einen Extremfall darstellt, aber wenn man genauer hinschaut, doch gar nicht so weit von der Realität entfernt ist.

  • Allgemein,  Literatur,  Rezensionen

    Liebe in all ihren Facetten

    Eine Buchvorstellung: Volkert Herzog – Feuervogel. Gedichte der Liebe Fast jedem von uns hat sie schon sowohl Herzschmerz als auch Glücksgefühle bereitet: die Liebe. Volkert Herzog widmet ihr ein ganzes Buch. Knapp 70 Seiten voller Liebesgedichte sind in seinem Lyrikband Feuervogel. Gedichte der Liebe zu finden, von denen jedes seine eigene Geschichte erzählt.

  • Allgemein,  Film,  Kultur,  Literatur,  Musik,  Rezensionen

    Lieblinge 2018

    Welcher Film hat 2018 begeistert? Welches Buch sollte unbedingt weiterempfohlen werden? Welche Serie war die spannendste und welches Musikalbum konnte rauf und runter gehört werden? Ich habe versucht eine Auswahl zu treffen und meine persönlichen Lieblinge zusammenzufassen. Ein kleiner Rückblick: